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Freitag, 30. Dezember 2016

HoHoHo

Gefühlt eine Tonne Geschenkpapier, eine aufgrund der vielen Lichter eine explodierte Stromrechnung, vollgefressene Bäuche und klingelnde Ohren aufgrund der Glöckchen - das ist so eine Erfahrung des diesjährigen Weihnachtsfestes. Also prinzipiell nicht viel anders als in den vergangenen Jahren. Sicher? Nein! Auch wenn der Sommerspross bereits sein zweites Weihnachtsfest mit uns gefeiert hat - an das vom letzten Jahr wird er kaum Erinnerungen haben. Dieses Jahr hat er mitgefiebert. Jeden Tag haben wir ein Türchen im Adventskalender gemeinsam geöffnet, die darin enthaltenen kleinen Autos voller Begeisterung ausgepackt, die "Kaggaaaaaaa"-Rufe mit einem Grinsen aufgenommen und uns auf den nächsten Tag und das nächste kleine Auto gefreut. Die übrigens ich auspacken musste, während sich der Sommerspross strahlend in meinen Schoß kuschelte.Bis zum Heiligen Abend hatte er längst kapiert, dass sich in kleinen, lustig eingepackten Päckchen tolle Sachen verbergen. Als dann am 24. Dezember ein weißbärtiger Mann in einem roten Mantel und einer tiefen Stimme auftauchte und kleine Pakate aus seinem Kartoffelsack zog, hatte der Sommerspross nur noch Augen für den die Päckchen. Der seltsame Mann wurde zwar schief angeschaut, die vielen lustigen Pakete erschienen bald wichtiger. Zum Vorschein kamen unter anderem ein Feuerwehrauto, natürlich ein Bagger (Kaggaaaaaaaaa!!!) und eine Kugelbahn. Letztere bauten der Göttergatte und ich in der Nacht noch auf. Dabei stritten wir uns herrlich, wer nun was aufbauen darf, wer die erste Kugel die Bahn hinunterlaufen lassen darf und wie man die Kugelbahn nun am besten aufbaut. Man muss ja alles testen. Von der Säge schien der Sommerspross des Nachts zu träumen, denn als er morgens aufwachte, sagte er voller Begeisterung "ssssssssss" und machte dazu eine Sägebewegung. Also nix wie los, aufstehen und möglichst noch im Schlafanzug ins Wohnzimmer. Uhrzeit? Egal, es wird gespielt. Mama und Papa können sich ja am Kaffee festhalten. Nach drei Tagen Weihnachten war es dann aber auch wieder genug. Endlose Völlerei, weitere Päckchen, Verwandtschaftsbesuche und - dem Protest meines Göttergatten sei Dank - keine seltsamen Lieder vor dem Essen. Ab und zu wurde auch der Weihnachtsbaum vom Sommerspross umdekoriert. Soll heißen: Kugeln abhängen, Pferdchen an einen anderen Zweig (versuchen zu) hängen und immer wieder voller Begeisterung vor der Lichterkette stehen und "Kerze" rufen. Schön war es, aber zum Glück ist Weihnachten nur einmal im Jahr...

Dienstag, 20. Dezember 2016

Der Kaggaaaa-Infekt

Es ist passiert. Wir haben " Kaggaaaaa". Aufgetreten sind die ersten Symptome, als im Oktober unser Garten angelegt wurde. Seitdem befinden wir uns in einer kontinuierlichen Steigerung der Symptome. Die äußern sich vor allem bei kleinen Jungen, aber auch Mädchen sind nicht vor dieser Art von Infektion gefeit. Wovon ich spreche? Vom Bagger-Virus. Drei Wochen lang klebte der Sommerspross jeden Tag am kleinen Fenster hinter dem Küchentisch, balancierte auf dem Fensterbrett (jaaaa, bei geschlossenem Fenster), klammerte sich an den Fenstergriff und beobachtete, wie der "Kaggaaaaaa" bei uns im Garten wütete. Er wachte morgens auf, hörte von draußen das Knirschen, Rumpeln und Brummen des Baggers und es gab kein Halten mehr. Schon mal probiert, ein Kind anzuziehen oder gar die Windel zu wechseln, wenn es "Kaggaaaaaa" gucken möchte? Eben, dann versteht ihr ja meine Schweißausbrüche. Jedenfalls - eines schönen Samstags war unser Garten fertig und der Bagger rollte von dannen. Vergessen ist er natürlich nicht. Immer wieder klettert der Sommerspross auf die Küchenbank, zieht sich am Fenstergriff hoch und schaut in den Garten. Auf der Suche nach dem Bagger! Seine kleine Bibliothek hat sich neben Bobo Siebenschläfer und Apfel, Keks und Kuschelhase um einige Fachbücher erweitert, die für  Einjährige unerlässlich sind: Meine ersten großen Fahrzeuge, Mein erstes Fahrzeugebuch, Fahrzeuge,... ja, man kann sagen, wir haben eine kleine Fachbibliothek für Einjährige mit Schwerpunkt Automobilindustrie. Dann die großen Wimmelbücher - stundenlang sitzen wir da, wälzen die Bücher und fachsimpeln über die Fahrzeuge. "Kaggaaaa" natürlich, "Dakto" und "Kraaaaaa" - die Begeisterung ist ungebrochen. Die Worte funktionieren in jede Tonlage und je nach Ekstase und Begeisterung übeschlägt sich sogar die Stimme. Traut man sich, mit dem autoverrückten Sommerspross einen Spaziergang zu machen, empfiehlt es sich, die benachbarten Baustellen aufzusuchen. Sollte zufällig noch ein Café in der Nähe sein, wird der Sommerspross in den Hochstuhl gesetzt, guckt mindestens eine halbe Stunde "Kaggaaaaa" und die Mama kann in der Zeit sogar entspannt einen Kaffee trinken. Der Kaggaaaaa-Virus wird mir immer sympathischer! Die Großbaustelle in Heilbronn ist ebenfalls toll. Für Autofahrer vielleicht weniger, aber für Kinder? Ein Traum! Wenn uns mal langweilig ist, fahren wir einfach nur die Baustelle für die Bundesgartenschau 2019 hoch und runter - das Kind ist begeistert. Kaggaaaa ist aber auch noch ein Synonym für unseren Staubsauger. Aus verständlichen Gründen (jeder, der ein Kleinkind hat, weiß, was ich meine) wohnt der Staubsaugerroboter mittlerweile auf dem Klo. Sollte ich tagsüber mal ein dringendes Bedürfnis haben, rennt mir der Sommerspross in affenartiger Geschwindigkeit hinterher und brüllt "Kaggaaaaaa". Wild gestikulierend zeigt er auf den Staubsauger und bedeutet mir, das der jetzt bitte saugen soll. Auf Diskussionen wie "Wir haben heute morgen gesaugt" geht er nicht ein. Bestimmt liegen irgendwo wieder Krümel rum, man weiß es nicht. Der Kaggaaaaa muss jetzt fahren. Sofort! Sonst gibt es einen Schreikrampf. Alternativ lenke ich den Sommerspross mit einem Buch ab. Das große Baggerfahrerbuch oder so ähnlich. Ab und zu, wenn ich abends Ausgang habe, komme ich nach Hause und höre von unten schon das vertraute Brummen. Oben wetzt dann der Sommerspross dem Kaggaaaaa hinterher, während ein grinsender Göttergatte sehnlichst darauf wartet, dass ich die nächste Baggerschicht übernehme. Kaggaaaaaaaaaaaaa!

Freitag, 9. Dezember 2016

Karussel und Kinderpunsch

Bei all der ganzen Weihnachtsstimmung habe ich etwas absolut wichtiges vergessen: die Weihnachtsmärkte! Unter Mistelzweigen spazieren gehen, leckere Maroni mampfen, Glühwein trinken und liebevoll handgearbeitete Weihnachtsgeschenke kaufen. Jaja, so sieht es in den Fantasien von Eltern aus. Nach dem Besuch von drei Weihnachtsmärkten in diesem Jahr (und es sind noch einige Tage bis Heiligabend), haben wir die erstem Fehler verbessert und sind zu grandios organisierten WeihnachtsmarktMitKindBesuchern geworden. Beispiele gefällig?
Der erste Weihnachtsmarkt war die Hölle. Ich hätte mir ja denken können, dass der Sommerspross bei so vielen fremden Menschen, die ihm abwechselnd die Mütze auf dem Kopf neu sortieren wollen, dutzidutzi machen oder einfach nur doof starren, die Krise bekommt und lieber auf dem Arm getragen wird als im Buggy zu sitzen. Wohlgemerkt: nur auf meinem Arm. Der wahrscheinlich bequemere und kräftigere Arm eines Onkels, der dabei war, wurde konsequent abgelehnt. Den Buggy haben wir also lediglich als Rammbock benutzen können. Nun gut, hat seinen Zweck damit auch erfüllt. Auf die Frage, ob der Sommerspross eigentlich auch Glühwein in seiner Tasse hat, antwortete meine Freundin, die dabei war: "Ja klar. Dann schläft er besser." Ich verbesserte sie und ergänzte, dass es Feuerzangenbowle sei. Großes Gequengel gab es am Karussel. Nicht nur, dass unsere Ohren mit Weihnachtsliedern vom Allerfeinsten gefoltert wurden, nein, der Sommerspross wollte unbedingt mitfahren. Nächstes Jahr, versprochen (dann kann er alleine fahren und wir trinken einfach, bis wir uns auch im Kreis drehen). Auf dem zweiten Weihnachtsmarkt hatte der Sommespross schon mehr Spaß. Mit großer Freude rannte er über eine aufgebaute Bühne, ich natürlich immer hinterher, Bühen hoch, Bühne runter, hinter die Hütte, wieder nach vorne. Als dummerweise ein Musiker seine Equipment aufbauen wollte, war der Spaß zuende. Nein, ich schlage mein Kind nicht, liebe andere Besucher. Er brüllt nur so, weil er seinen Willen nicht bekommt. Nehmen Sie doch Oropax, das soll helfen. Mit einer Waffel konnte ich ihn dann für einen Augenblick wieder besänftigen, der Kinderpunsch aus der Tasse (ganz wichtig! Nicht die doofe Flasche, nein eine Tasse muss es sein) tat sein übriges. Nach einer Stunde hatte er die Schnauze voll vom Gewimmel und wir traten den Heimweg an. Für den dritten Weihnachtsmarkt waren wir noch besser vorbereitet. Mit dabei: Sommerspross, meine Wenigkeit, eine Freundin sowie ihre kleine Tochter. Anfangs saß der Sommerspross im Buggy. Als ihm das Gewimmel der Leute zuviel wurde, die heiße Schokolade (mit Sahne!) leer war und er auch nicht mehr umherlaufen wollte, wechselten wir einfach durch: Sommerspross in die Trage auf den Rücken, das andere Mädchen mit den numehr müden Beinchen saß strahlend im Buggy und mampfte Nutella-Crêpes. Dazwischen immer wieder das begeisterte "Da" des Sommesprosses, wenn er einen Bagger, Kran oder eine Taube gesehen hat. Vor lauter Freude rammte er mir dann jedes Mal zappelnd die Beine in die Seite. Gelobt sei die dicke Winterjacke! Für uns war das der erfolgreichste Markt: jeder was gegessen und getrunken, im Kitsch herumgewühlt, schräge Weihnachtslieder eines einsamen Trompeters gehört, die Finger ein wenig eingefroren und nach eineinhalb Stunden Lichterglanz und besoffener Fröhlichkeit der anderen Besucher suchten wir als Weihnachtsmarktvollprofis entspannt das Weite.

Mittwoch, 30. November 2016

Fummeln verboten

Bitte nicht anfassen! Nein, es geht jetzt nicht um das teure Porzellan von meiner Oma, die wertvollen Möbel im Schloss Sanssouci oder die Deko im Schnöselladen an der Bonzenpromenade. Die meisten Menschen halten sich bei Porzellan und teurer Deko auch an Verbotsschilder. Hier geht es vielmehr um zwei Lebewesen: die Muddis und ihre Kinder. Man stelle sich jetzt mal eine schwangere Muddi vor, die fröhlich ihres Weges läuft. Vielleicht schwankt sie schon ein wenig wie ein Schiff bei Seegang, vielleicht ist sie auch noch ziemlich beweglich. Ganz egal, das Objekt der Begierde ist auch nicht die werdende Muddi, sondern ihre Kugel, die sie glücklich vor sich herschiebt. Unweigerlich bleiben die Blicke von Passanten daran hängen, viele freuen sich mit der werdenden Familie. Soweit, so gut. Die Muddi betritt nun ein Geschäft. Binnen Sekunden stürmt eine Verkäuferin auf sie zu. Jedoch nicht, um sie zu beraten und ein Verkaufsgespräch zu führen. Stattdessen breitet sie die Arme aus, rennt mit nach vorne gestreckten Händen auf die Schwangere zu. PATSCH! "Ach, wie schön, Sie sind schwanger", ruft die Verkäuferin und befummelt den Bauch. Äh ja. Wie war das noch in dem einen Tanzfilm? Das ist dein Tanzbereich und das ist mein Tanzbereich. Oder um es etwas direkter zu sagen: Pfoten weg! Fummeln verboten. Es wäre jetzt auch schön, wenn man sich einfach trauen würde, etwas zu sagen. Vielleicht hilft als Gegenmaßnahme ein Griff an die Brust der Verkäuferin: "Oh, sind die echt? Nein? Wer war denn Ihr Chirurg?" Ob man sich dann noch in dem Geschäft blicken lassen sollte, ist eine andere Geschichte. Vor allem Damen über 55 sind für solche Übergriffe berühmt und berüchtigt. Ob die sich nach der Toilette die Hände gewaschen haben? Manches will ich gar nicht wissen.
Es geht aber noch weiter. Ist der Spross dann endlich auf der Welt, möchte jeder seinen Teil abhaben. Also, von den gut 3000 Gramm frisch geschlüpftem Menschlein. Die Füße, die Hände, alles ist "Sooooooooooo niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiedlich" und "Darf ich mal anfassen". Quasi wie auf dem Grabbeltisch, wer zuerst die Finger dran hat, hat gewonnen. Vor allem an kleinen Babys haben Hand- und Fußfetischisten ihre große Freude. Da wird gekitzelt und gefummelt, dass es eine liebe Freude ist. Für die Fummler. Das kleine Näschen des Babys wird akribisch betastet, in die Blubberbäckchen gekniffen und der Kopf getätschelt. Muddis stehen meistens mit offenem Mund daneben und wissen so gar nicht mehr, wie ihnen und ihrem Nachwuchs gerade geschieht. Ringelpietz mit anfassen oder so ist wohl wieder in Mode gekommen. Übermütige Verwandte schnappen sich den wehrlosen Spross und zeigen ihn allen. Schließlich muss man ja zeigen, wer jetzt noch zur Familie dazu gehört. Das Gefühl der Muddi? In der Sekunde wehrlos. Später dann einfach nur noch wütend, wenn das Baby vor lauter Stress weint und weint und weint. Doch zum Glück gibt es Stift und Papier. "Achtung, Masern" hängt nun bei jedem Einkauf über dem Maxi-Cosi. Sind die abgeklungen, folgt gleich die nächste Warnung: "Ansteckende Hautkrankheit". Seitdem ist Ruhe.

Freitag, 25. November 2016

Fröhliche Weihnacht? Fröhliche Weihnacht!

Weihnachtsstimmung, oh ja. Funkelnde Lichter, Kugeln, rote Äpfel am Baum, eine Holzkrippe, dazu schöne Weihnachtslieder im Radio. So kenne ich die Vorweihnachtszeit aus der Kindheit. Wochenlang haben wir auf das Fest hingefiebert, dem Weihnachtsmann auf einen Zettel unsere Wünsche aufgemalt. Ich erinnere mich noch gut gut daran, als ich mir ein Pony gewünscht habe. Meine Eltern sagten mir, dass ich zu Weihnachten etwas Besonderes bekomme. Natürlich ging ich davon aus, dass es ein Pony wird. Nun gut, es war eine Trompete. Der bin ich bis heute treu geblieben. Ob das mit einem Pony genauso gewesen wäre? Meine Trompete verzeiht es mir nämlich, wenn ich sie mal zwei Wochen nicht anschaue... In den vergangenen Jahren ist die Weihnachtsstimmung dann ein wenig abhanden gekommen. Die Tage bis Heiligabend rannten nur so dahin. Zwischen Arbeiten und irgendwie leben sollten da noch Geschenke eingekauft, möglichst kreativ verpackt, ein Weihnachtsbaum organisiert, die Herbstdekoration aus dem Fenster verschwinden und stattdessen lustige Weihnachtsmänner aufgehängt werden - es war schlichtweg nur nervig. Dann diese Völlerei an den Festtagen mit dem anschließenden Vorsatz "Nie wieder essen". Nicht fehlen durfte in der Vorweihnachtszeit auch der Besuch auf einem der umliegenden Weihnachtsmärkte. Das hieß dann soviel wie stumpfes Schieben durch die Menschenmenge, mindestens einen Glühwein zuviel trinken, gestresste Menschen an sich vorbeieilen sehen, Smalltalk mit irgendwelchen Bekannten von früher am Maroni-Stand führen (bei denen mir immer erst hinterher einfiel, woher ich sie kannte) - kurz gesagt: Die Weihnachtsstimmung aus der Kindheit war fort. Irgendwann im Laufe der Jahre ist sie verschwunden und nichts deutete darauf hin, dass sie wiederkommt. Tatsächlich? Seit einem Jahr läuft alles bei uns anders. Schließlich ist ein kleiner Zwerg bei uns eingezogen. Und der flitzt mittlerweile durch die Gegend und bekommt soviel mit. An sein erstes Weihnachten im vergangenen Jahr und auch an den Baum wird er sich kaum noch erinnern. Vielleicht wird in seinem Unterbewusstsein aber sein zweites Weihnachten abgespeichert. Ich bin im absoluten Vorweihnachtsrausch. Die Herbstdeko ist aus dem Fenster verschwunden, voller Begeisterung von mir (und dem Sommerspross, der dabei zuschaute) habe ich Schneebilder gesprüht, einen Tannenbaum vor die Haustür gestellt, lustige Lichter ins Fenster gestellt und sogar der Adventskranz steht schon. Es macht so Spaß, den Adventskalender für den Sommerspross zu bestücken, mir sein Gesicht vorzustellen, wenn er die kleinen Autos und Bagger auspackt. Abende lang sitzen mein Göttergatte und ich auf der Couch, blättern Prospekte durch und überlegen, was wir dem Sommerspross schenken können. Was für einen Tannenbaum stellen wir auf, wer spielt den Weihnachtsmann,... Letzter ist bereits gefunden, der Onkel muss ran. Mitsamt Bart, Geschenkesack und rotem Mantel. Nicht einmal das Weihnachtsliedergedudel im Radio nervt, nein, ich schwebe auf einer großen, glitzernden Weihnachtswolke. Auch der Sommerspross freut sich über die ganzen Lichter. Seine Freude steckt an, sodass auch meine kindliche Vorweihnachtsfreude zurückgekehrt ist. Und ich wünsche mir, dass der Sommerspross an Heiligabend mit leuchtenden Augen auf den Baum guckt und sich einfach nur freut.


Dienstag, 8. November 2016

Abenteuer auf dem Feldweg

Der Spaziergang, ach ja. Noch vor einem dreiviertel Jahr haben wir Muddis keuchend unsere Kinderwägen die umliegenden kleinen Hügel hoch- und wieder runtergeschoben. Ziemlich ausdauernd haben wir dabei geschnattert, uns über Windelinhalte, Nächte, Babygebrabbel und dergleichen unterhalten. Währenddessen lagen unsere Sprösslinge im Wagen und haben vor sich hingeschnarcht. Wir genossen die Sonnenstrahlen, quatschten uns den Mund fusselig über Gott und die Welt, ächzten, wenn es den Berg hinaufging, hielten dann und wann an, wenn ein Spross an die Milchbar wollte und hatten eine ziemlich entspannte Spaziergangsrunde. Spätestens, seitdem unsere nunmehr als Kleinkinder bezeichneten Nachkommen den Kinderwagen endgültig aufgrund von Größe und Gewicht oder sonstigen Entwicklungsschüben (wie "Hallo, ich seh nix! Setz mich gefälligst hin) verlassen haben, ist es damit vorbei. Jetzt geht man nachmittags auf den Spielplatz. Rutschen, schaukeln, sandeln - das ist so spannend. Wir Muddis rufen uns alle paar Minuten den neuesten Klatsch und Tratsch zu, während wir versuchen, unser Kind von einer Nahtoderfahrung an der Rutsche abzuhalten. Wenn die Kinder ausgespielt haben, nutze ich die Chance, packe den Sommerspross noch in den Buggy und wir schaukeln los, Richtung Feldweg. Damit ich außer Auf-Die-Rutsche-Hieven und Auf-Der-Schaukel-Festhalten noch ein bisschen andere Bewegung bekomme. Das funktioniert auch ganz gut. Zumindest ungefähr 300 Meter weit. Dann beginnt der Sommerspross in der Regel zu randalieren. Soll heißen: er winkt mit den Armen, versucht, die Anschnallgurte des Buggys zu umgehen und sich auf den Feldweg zu stürzen. Immer nur sitzen ist ja schließlich langweilig. Also anhalten und alles aussteigen bitte. Jetzt beginnt der richtige Spaß beim Spaziergang. In weiser Voraussicht überzeuge ich meinen Sohnemann, dass wir wieder in Richtung Heimat laufen. Das funktioniert auch ganz gut. Etwas schwieriger ist das Tempo und die Wahl der Strecke, die wir beim Heimweg einschlagen. "Dadadada", juchzt er fröhlich vor sich hin. "Tatze!" Freudestrahlend zeigt er auf eine kleine Ameise, die schwer bepackt den Feldweg kreuzt. "Tatze" ist für ihn so ziemlich jegliches Getier, das ihm über den Weg läuft, kriecht oder fliegt. Wir arbeiten dran! Jedenfalls wird nun erstmal der Weg der Ameise begutachtet. Sohnemann geht in die Hocke und staunt, wie schnell die Ameise über den Feldweg rennt. Doch was ist dahinten? Da ist ja noch etwas viel Spannenderes! Nämlich Brennnesseln. Wieselflink steuert der kleine Mann auf das grüne Gewächs zu. Nur mit Mühe und Not kann ich ihn davon abhalten, sich in die Brennnesseln zu stürzen. Der Wutanfall wird billigend in Kauf genommen, ein Bad in den Brennnesseln wäre vermutlich noch lauter. Mit einem Mal brummt es über unserem Kopf. Ein Hubschrauber dreht seine Kreise. "Oäoäoäoäoä", macht mein Sohn. Eigentlich meint er damit Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen. "Nein, das ist ein Hubschrauber", versuche ich ihm zu erklären. "Dagga", antwortet er verständnisvoll. "Nein, auch kein Bagger", erläutere ich weiter. "Dadadada." Hm. Ja. Ok. Wir üben morgen weiter. Der Sommerspross hat wieder etwas entdeckt, denn uns komm ein weiterer Spaziergänger mit seinen Hunden entgegen. "Tatze", juchzt der kleine Mann voller Vorfreude. Ich halte ihn davon ab, auf die Hunde zuzustürzen und liebevoll an ihren Lefzen zu ziehen. Ich weiß ja nicht, ob sie auch so grobmotorisch sind. Die Hunde juckt das lachende Kind nicht und stolzieren einfach an uns vorbei. Geschickt lenke ich Söhnchen mit etwas Neuem ab. Er könnte ja mal den Buggy schieben! Mit Feuereifer ist er dabei. In Schlangenlinien schleichen wir weiter. Auf den folgenden Metern werden wir nur von bunten Blättern, Ameisen, Vögeln und dergleichen aufgehalten. Bis endlich die Krönung des Spaziergangs lauert: eine große Pfütze. Dummerweise stellt sie sich schnell als eine Güllelache heraus. Bevor ich reagieren kann, liegt der Sommerspross schon drin. Alles klar, heute Abend wird gebadet... Nach dem Bad in der Pfütze habe ich das Gefühl, dass Fliegen um unsere Köpfe kreisen. Nix wie heim. Aber der Sommerspross ist glücklich. Die Mama hingegen brotfertig. Weiß gar nicht, warum...

Freitag, 28. Oktober 2016

Ein Boot voller Eltern

Nach 15 Monaten RundUmDieUhrWindelWechselKindBespaßTrösteKümmerMama habe ich etwas herausgefunden: Wir sitzen alle im selben Boot. Am Anfang herrschte das Chaos. Zwischen Windeln wechseln, Kind versorgen, Haushalt schmeißen und abends kurz mit dem besten Papa der Welt den Tag besprechen (und dabei nicht einzuschlafen), stellt sich nach einigen Monaten alles ein. Man braucht nur Geduld. Anfangs stören die kleinen Wollmäuse noch, die sich in den Ecken und unter den Schränken bilden. Zum Saugen kommt man aber nicht. Da hilft zum Glück ab und zu die eigene Mama oder die Schwiegermutter. Wäre noch ein Fünkchen Kreativität da, könnte ich vielleicht noch aus Holzperlen kleine Augen in die Wollmäuschen pieken, aus Filz Ohren basteln und aufkleben - dann würde das Ganze noch unter dem Gesichtspunkt der Künstlerin, die ich leider nicht bin, stehen. Sonist es einfach nur frühelterliches Familienchaos. Aber man lernt, darüber hinwegzusehen. Wäsche wird gewaschen, wenn man das Kind in der Trage hat oder man schmeißt die Wäsche einfach in die Maschine, wenn man im Landeanflug auf die Dusche ist. An alle werdenden Eltern: stellt die Waschmaschine ins Bad. Man kann duschen, gleichzeitig die Wäsche umstecken, aufhängen und wenn man so zwischen Waschmaschine und Wäscheständer hin- und herflitzt, spart man sich das Abtrocknen. Und dadurch auch schon wieder Handtücher, die man ja wieder waschen müsste. Die Wasserflecken auf dem Fußboden trocknen von alleine. Wer sich als Gast daran stört - bitte, tut euch keinen Zwang an. Besonders wichtig für Eltern ist das Essen. Wer nicht schon monatelang die Tiefkühltruhe in weiser Voraussicht gefüllt hat, muss sich nach der Geburt des Kindes entweder vom freundlichen Dönermann gegenüber, Fertigpizza oder dem Bringservice ernähren. An dieser Stelle kommen Familie und Freunde ins Spiel. Kluge Muttis (und Vatis) treffen sich bereits zum Frühstück, überbrücken mit Brötchen das Mittagessen und verabschieden sich erst nach dem Kaffeetrinken wieder. Das funktioniert zumindest, solange der Nachwuchs noch klein ist und überall schläft. Für warmes Essen kommen Freunde mit größeren Kindern (Alltag eingespielt), ohne Kinder oder natürlich die eigenen Eltern ins Spiel. Letztere freuen sich nicht nur, wenn sich das Enkelchen sehen, nein, sie tun auch alles, um die jungen Eltern bei Kräften zu halten. Bei Mama und Papa schmeckt es ja eh immer am besten. So lässt es sich dann doch aushalten. Irgendwann, nach etlichen Monaten, wenn man doch so langsam, aber sicher an ein weiteres Kind denkt und die Schrecken der ersten Wochen verdaut sind, gewinnt man auch den Blick für das Umfeld zurück. Man sieht Freunde, die frisch Eltern geworden sind. Tiefe Schatten liegen unter den Augen der Jungeltern. "Sie ist ein Vampir", erzählt mir eine Freundin. Dauerstillen ist angesagt. Hat man mal eine halbe Stunde Zeit, schmeißt man die Wäsche in die Maschine. Pünktlichkeit bei Terminvereinbarungen? Fehlanzeige - entweder hatte der Nachwuchs noch Hunger oder eine volle Windel oder oder oder. Ich fühle mit und erinnere mich an die ersten Wochen zurück. Durchwachte Nächte, deren Schlaf tagsüber nachgeholt wurde, wenn das Kind schlief. So sind schließlich auch die Wollmäuschen entstanden. Ich sehe meine Freundinnen, wie sie glücklich und stolz sind. Wie sie auch verzweifeln und sich fragen, ob man eigentlich ausgesaugt wird. Ein kleines bisschen ist es für mich auch eine Art der Beruhigung: Es geht uns allen so. Keiner kommt zum putzen, waschen, kochen,... Vor einem Jahr hat mich eine Freundin mit Tipps und vielerlei Hilfestellungen versorgt. Das gebe ich nun weiter, lade zudem zum Essen ein, damit die jungen Eltern nicht verhungern. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Babysitterblues

Ab und an hat Muddi Ausgang. Wenn der stolze Papa dann nicht dabei ist, da Muddi mit Kind in einer anderen Stadt weilt, sind die dortigen Babysitter gefragt. Derer gibt es genügend, nach einer kurzen Kennenlernrunde, bei der der Sommerspross mit Spielen à la "Wir kochen Kaffee" und Teddybären aus der Kindheit des Sitters seine Berührungsängste verliert, geht Muddi ganz entspannt mit einer anderen Freundin sporteln. Die Zeit des Sitters vergeht wie im Flug. Der Sommerspross wird ganz einfach ins samstägliche Haushaltsgeschehen mit einbezogen. Beim Wäsche waschen ist er ganz vorne mit dabei. Die schlaue Babysitterin hat, um das Kind zu beschäftigen, zweimal den Kurzwaschgang betätigt. So kann der kleine Mann mehrmal Knöpfchen drücken. Als er endlich die Wäsche mitaufhängen darf, schleudert er auch gekonnt Socken, Shirts und Schlüppis über die Wäschespinne. Beziehungsweise versucht es, die nassen Wäschestücke mehr oder weniger professionell irgendwo aufzuhängen, wo sie auch hängen bleiben. Bei einer Körpergröße von knapp 80 Zentimetern und einer Wäschespinnenhöhe von einem Meter und 20 - kann man sich gut vorstellen, wo die Schlüppis und Socken tatsächlich gelandet sind. Aber der Sommerspross ist zufrieden. Mit Feuereifer ist er außerdem beim Blumengießen am Start. Er gießt alles, seine Füße, die Blumen, den Boden, auch wenn kein Wasser mehr in der Kanne ist. Er kichert und lacht so laut, dass es sogar die sportelnde Muddi samt Freundin im nächsten Stadtteil hört. Doch auch Streit zwischen Babysitter und Sommerspross kommt vor. "Ich habe ihm erklärt, dass es nicht so gut ist, wenn man mit dem Schlüssel in der Steckdose rumpopelt", berichtet mir die Babysitterin nachmittags. "Da haben wir uns ein wenig gestritten." Letztendlich musste der Sommerspross aber einsehen, dass er den Berufswunsch Elektriker noch einige Jahre aufschieben muss. Als der Sommerspross müde wird, kuschelt sich die Babysitterin mit ihm samt einiger digitaler Schlümpfe auf die Couch und schwupps, ist das Kind eingeschlafen. "Psst, das Kind schläft", bekommt Muddi zu hören als sie mit einstündiger Verspätung abgehetzt und mit schlechtem Gewissen endlich eintrifft. Da der ganze Spaß so gut lief, geht Muddi am darauffolgenden Tag nochmal auf die sportliche Piste und startet mit ihrer Grundschulfreundin beim Lauf. Die Babysitterin macht sich dann mitsamt Sommerspross auf, um die Sportskanonen anzufeuern. Der kleine Mann macht tapfer mit, er matscht Brezel, füttert damit seine Babysitterin, klaut anderen Kindern auf den Spielplatz den Bagger und freut sich wie blöd, als Muddi wieder da ist. Auch die Babysitterin ist zufrieden. Ihre wichtigste Erkenntnis der beiden Tage: 15 Anrufe in Abwesenheit, 20 ungelesene Nachrichten - sie wird nie wieder auf Muddis schimpfen, die nicht erreichbar sind. Denn zwischen Windeln wechseln, duschen mit Kind, Katze vor Kind beschützen, Muddi anfeuern und Buggy schieben auch noch ein Handy bedienen? Unmöglich! Und der Sommerspross? Der vermisst seine Babysitterin ...

Mittwoch, 14. September 2016

Willkommen im Club

Wir sind seit einigen Wochen offiziell im Club der Langzeitstillenden aufgenommen. Wir stillen seit mehr als einem Jahr, für manch eine andere Person unverständlich. "Langzeit" - ein weiteres Wort, das mit diesen beiden Silben beginnt, ist "langzeitarbeitslos", also negativ behaftet. Wir als Clubmitglieder der Langzeitstillenden scheinen ein wenig vom negativen Image abzubekommen. Immerhin sind die Sätze, die wir zuweilen hören und die Erfahrungen, die wir machen müssen, nervenaufreibend, wiederholend, sie machen uns ärgerlich und bringen uns zuweilen ganz schön auf die Palme. Wir Clubmitglieder scheren uns nicht darum, manchmal haben wir es uns ausgesucht, lange zu stillen, manchmal hat es sich einfach so ergeben. Die Gründe sind vielfältig. Ebenso vielfältig sind die Sätze, die wir hören, wenn man uns mit halbgeöffneter Bluse, T-Shirt oder Kleid sieht, dazu ein Kleinkind (das sogar schon laufen kann, um Himmels Willen! Es wird für immer und ewig unselbstständig sein), das friedlich trinkt oder nuckelt. Liebe Menschen, eure Kreativität bei eurer Wortwahl in allen Ehren: Aber ihr geht uns ganz schön auf den Wecker. Ein kleines Best-of gefällig? Nur zu, davon haben wir Clubmitglieder reichlich. Fangen wir mal damit an: "Reicht deine Milch noch aus?" Nein, natürlich nicht. Man sieht doch sofort, dass mein Kind nur noch Haut und Knochen ist. Ein weiterer Kalauer: "Wie lange möchtest du denn noch stillen?" Hm, bis er oder sie 16 ist? Immerhin sind es einige Kalorien pro Tag mehr, die wir stillenden Muddis zu uns nehmen dürfen. Man denke nur an die Schokolade und den köstlichen Schokoladenbrotaufstrich, nach dem dieser Blog benannt ist. Mjam! Sicherlich nicht zu verachten ist die Sorge einiger um das Wohlergehen der Dauerstillmuddis. „Hast du denn gar keine Zeit für dich?“ Selbstverständlich nicht. Mein Kind und ich hängen 24 Stunden am Tag aufeinander rum. Der Papa ist eigentlich nur Dekoration und weiß nicht, wie man das einjährige Kind mit Zähnchen satt bekommt, wenn Muddi nicht da ist. Ist irgendwann ein zweites Kind unterwegs und die Muddi stillt immer noch (ach, wie schrecklich), kommen für die Mitmenschen neue Probleme auf. „Ja, willst du dann beide stillen?“ Nö, das neue Kind bekommt die Flasche. Dann muss sich der Erstgeborene nicht umgewöhnen oder gar teilen. Man könnte natürlich auch eins links und eins recht anlegen. Liebe Mitmenschen, das funktioniert tatsächlich und nennt sich Tandemstillen. Wie Tandemfahrradfahren, nur eben stillen – nämlich mit zweien. Ganz schlimm ist es die elende Dauerstillerei für die Menschen, die selbst noch keine Kinder haben. Sie haben die besten Tipps. Nicht zu unterschätzen ist auch die Sorge um die Zukunft. Sollte das 16-jährige Kind tatsächlich noch an der Brust hängen, wie ist es dann mit dem ersten Partner oder der ersten Partnerin? Nuckelt die dann mit? Das wurde ich wirklich gefragt. Bestimmt nicht ganz ernst gemeint. Wir aus dem Club der Langzeitstillenden sind uns auch sicher, dass wir, wenn unser Langzeitstillkind in der Grundschule ist, alle 45 Minuten zur Schule kommen, um in der Pause die Milchi zu geben. Denn ist es nicht so, dass man nach einem Jahr stillen das Kind gar nicht mehr von der Brust wegbekommt? Sicher, ganz sicher. In Jahrhunderten, in denen es noch keinen Brei gab, haben das die Muddis bestimmt gemacht. Ach, da gab es noch keine Schulpflicht. Langzeitstillen fiel damit nicht auf. Neben dem Club der Langzeitstillmuddis gibt es noch den allumfassenden Club der StillenNichtStillenFlaschenMuddisDieEinfachNurMuddisSind. Deren Credo lautet: „Ich folge meiner Intuition und tue das, was ich für richtig halte.“ Darin sind übrigens alle Muddis dieser Welt Mitglied.

Sonntag, 11. September 2016

Der Countdown läuft

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die ersten Wochen einer Schwangerschaft wie im Flug vergehen. Ein Monat fühlt sich an wie ein Monat, acht Monate wie acht Monate. Das ändert sich erst ab der 36. Woche. In den letzten vier Wochen scheint es so, als wären es 1000 Tage à 72 Stunden. Eine gefühlte Unendlichkeit! Der Bauch nimmt ungeante Dimensionen an, die eigenen Füße kann man nicht mehr sehen, geschweige denn Schuhe zubinden. Wohl den Frauen, die im Sommer schwanger sind und sich nur um FlipFlops oder weiche Mokkassins bemühen müssen. Oder gleich barfuß laufen. Die Dusche heißt nur noch "Walwaschanlage", im Freibad singt man hinter uns armen Dickbäuchern wahrscheinlich "Schiebt den Wal zurück ins Meer" und Greenpeace schützt uns mit eigenen Aktionen. In den letzten verbleibenden 1000 Tagen einer Schwangerschaft kommen zu lustigen Gelüsten (siehe https://nutellaundweizenbier.blogspot.de/2016/08/dinkelmehl-und-toffifee-von-gelusten-in.html ) die Nestbautriebe. Shoppen!!!! Babysachen! Kinderwagen, Babyschale, kleine Schühchen, Söckchen, oh, das ist ja alles so niedlich. Nur, falls man zur Geburt nichts bekommen sollte außer Babybodys, Windeln, Cremes, Tübchen, Schlafsäcken, Stramplern und Schnullis, geht man als werdende Muddi und werdender Vaddi voller Begeisterung einkaufen.  Es könnte ja auch sein, dass die Kisten, die man von Freunden mit älteren Kindern bekommen hat, nicht ausreichen. Als wäre da nicht ein Jahresvorrat an Windeln und Babykleidung drin. Daher: Nichts wie los.Die Kreditkarte wird geschröpft bis die Inkassofirma droht. Sind die Schränke endlich gefüllt, alles gewaschen und fein säuberlich gefaltet (noch hat man ja die Zeit, alles mit Millimeterpapier auszumessen und sorgfältig im Schrank zu platzieren), gilt es, schlaflose Nächte zu überbrücken. Nein, das Baby ist noch nicht da. Aber der Bauch ist im Weg und verhindert einen süßen Schlummer. Dazu kommen vielleicht noch die Senkwehen und eine gewisse innere Unruhe. Kein Wunder, dass ich in den letzten Wochen morgens um fünf aufgewacht bin und erstmal frühstückte. Bärenhunger war das morgens. Danach: wieder ins Bett. Oder die letzten kleinen, süßen Söckchen waschen, falten und nach Farben sortieren. Eine meiner Freundinnen bekommt bald ihr erstes Baby. Sie scheint dem Koch-, Back-, Einkochwahnsinn verfallen zu sein. Sie sei um halb fünf aufgewacht. "Wie angeknipst", erzählt sie mir. Glockenwach. Also machte sie sich dran, eine Zucchini-Quiche zuzubereiten. Schön Zucchini schnibbeln, alles in den Ofen. Aber wach war sie immer noch. Also fing sie noch an, Äpfel zu schälen und tonnenweise Apfelmus zu kochen. Mal mit Ingwer verfeinert, mal ohne. Fertig mit allem war sie gegen halb sieben. "Und dann hatte der Supermarkt noch nicht auf", berichtet sie empört. Sie wollte doch einkaufen gehen. Wach war sie ja immer noch. Seltsame Marotten in den letzten Schwangerschaftswochen? Kaum! Ich hingegen habe ja nur am Tag, bevor wir ins Krankenhaus gefahren sind, noch die Küche eingeräumt. Die war nämlich genau an dem Tag endlich fertig geworden. Alles verlief nach Plan. Aber immer noch warten, warten, warten. Und das Thema essen immer im Hinterkopf. Eine weitere Freundin erzählt mir, dass sie erst noch gekocht hat, bevor sie losfuhren. Bevor sie ihrem Mann überhaupt sagte, dass die Wehen da sind. Aufgegessen musste auch noch werden. Erst dann gemütlich ins Krankenhaus. Vorher natürlich noch ausgiebig duschen, Fußnägel lackieren, Beine rasieren und ein wenig Wimperntusche auftragen. Sonst bekommt der Nachwuchs ja einen Schock, wenn er seine Mama das erste Mal sieht. Das schien zumindest das Credo einer anderen Freundin zu sein. Während sie sich hübsch machte, verdonnerte sie zudem ihren Mann dazu, noch den Abwasch zu machen. Den hatte ich ja bereits erledigt, als mein Göttergatte an diesem einen Tag, als das Warten endlich ein Ende zu haben schien, nach Hause kam. Ich war geduscht, schickte den werdenden Papa ebenfalls noch ins Bad und dann ging es endlich Richtung Krankenhaus. Die 1000 Tage hatten ein Ende. Countdown beendet.

Freitag, 9. September 2016

Große Sorgen, kleine Sorgen

Manchmal ist mein Mamadasein ganz schön anstrengend. Abends lässt sich der kleine Mann am liebsten von mir trösten, braucht noch seine Kuscheleinheiten. Ein gemütlicher Abend vor dem Fernseher? Selten. In Ruhe essen? Schwierig, denn der Sommerspross hat momentan seine Vorliebe für meinen Teller und mein Glas entdeckt. Das möchte er ausprobieren (ist ja auch richtig so). In Ruhe mit Freundinnen treffen? Das sieht in der Regel so aus, dass eine von uns ihrem Kind hinterrennt, um es vor Dummheiten zu bewahren à la Treppe runterfallen, Steckdose inspizieren, die Katze/den Hund am Schwanz durch das Wohnzimmer ziehen oder auch zu gucken, wie dehnbar die Lefzen des Nachbarhundes sind. Man ruft sich also lediglich ab und zu kurze Sätze zu und ist informiert. Hobbies ausüben? Funktionieren nur, wenn ein Babysitter (am liebsten natürlich der Papa) pünktlich zuhause ist und man entweder in die Probe, zum Sport oder sogar ins Theater gehen kann. Kurze Nächte, weil der kleine Mann weint und mal wieder die Zähne drücken. Nächtliches Rumtragen, damit der Nachwuchs besser schlafen kann oder gar in den Schlaf findet, hatten wir auch wochenlang. Der Haushalt wird zwischen Tür und Angel gemacht, wenn der Sommerspross schläft und man selbst nicht gerade vor Erschöpfung ebenfalls eingeschlafen ist. Erste Wutanfälle müssen mehr oder weniger gekonnt ignoriert oder versorgt werden. Nicht zu vergessen das Zusammentreffen mit anderen Kindern: Ältere haben manchmal die Eigenschaft, aus Jux loszukreischen. Für das sensible Gehör des Kleinen ein Desaster. Also wieder trösten. Oder Kinder, die zwicken oder beißen - alles schon gehabt. Ja, es ist ein Jonglieren mit wenig Schlaf, viel Geduld und täglichen Überlegungen, wie es dem Kleinen nicht langweilig wird. Spielplatz, Treffen mit Altersgenossen, Oma und Opa besuchen. Der tägliche Vitamin D-Bedarf sollte ja nicht unterschätzt werden, also raus an die frische Luft. Wenn ich dann doch mal die Möglichkeit habe, zu lesen, springen mir viele Meldungen rund um Flüchtlinge ins Gesicht. Es sind zuviele, mosern die einen. Wir schaffen das nicht, sagen die anderen. Vor einem Jahr habe ich kartonweise Kleidung zu einer Frau gebracht, die sich um Flüchtlingsfrauen gekümmert hat. Viele der Frauen hatten kleine Kinder dabei, sind wochen- oder monatelang mit ihren Kindern aus Syrien oder anderen Krisengebieten unterwegs gewesen, zu Fuß, mit überfüllten Booten. Unser Sommerpross wiegt mittlerweile gute elf Kilo, mein Rücken dankt es mir jeden Tag. Was müssen diese Frauen gedacht haben, als sie ihre Kinder getragen haben, wenn sie nicht laufen oder vor Erschöpfung nicht mehr laufen konnten? Ein Beispiel einer anderen Frau vergesse ich nie: Sie ist schwanger geflohen, kam in Deutschland an, als sie ungefähr im achten Monat war. Als ich soweit war, mochte ich mich kaum noch bewegen. Die Frau jedoch lief mit schlechtem Schuhwerk aus Angst vor Krieg und Verfolgung viele viele Kilometer. Schwanger! Einen beschwerlichen Weg! Geschlafen hat sie am Wegesrand, in nassen Zelten und in Flüchtlingslagern. Die Furcht trieb sie an. Sie wollte leben und ihrem ungeborenen Kind die Chance bieten, zu leben. Ohne Angst, verfolgt und ermordet zu werden. Wir fahren zweimal pro Woche einkaufen, um den Kühlschrank wieder aufzufüllen. Flüchtlinge müssen täglich darum bangen, Essen zu bekommen, zu finden oder auf hilfsbereite Menschen zu stoßen. Ich habe von Kindern gelesen, die eine Woche lang dieselbe Windel anhatten - weil es keine Windeln gab. Unser Sommerspross schreckt nachts ab und zu hoch, weil er Albträume hat. Vor welchen Albträumen müssen Kinder auf der Flucht beschützt werden? Wie schaffen es ihre Eltern, Trost zu spenden, wenn sie doch selbst oft hoffnungslos sind? Und doch ist es diesen Familien lieber, sich auf eine ungewisse Flucht mit allerlei zu begeben, als täglich im Heimatland mit Terrorismus konfrontiert zu werden. Dagegen sind Zähne wohl ein Kinkerlitzchen.

Mittwoch, 7. September 2016

Bauch, Beine, Nutella

Ein gutes Dreivierteljahr habe ich den Sommerspross zweimal pro Woche in der Babytrage geschunkelt, habe getanzt, den Beckenboden angespannt und mich ein wenig der Vorschwangerschaftsfigur genähert. Aber nicht mein mangelndes Taktgefühl oder die Unfähigkeit zu tanzen (wäre ja naheliegend) haben dem Ganzen ein Ende bereitet, sondern das zunehmende Gewicht des Sommersprosses. Schon mal versucht, gute elf Kilo eine Stunde lang zu tragen und sich dabei zu bewegen? Also hatte die Ära ein Ende. Und ich war wieder in Gefahr, aufgrund von schlaflosen Nächten, bösen Zähnen und daraus folgendem Frustessen (warum hat diese Seite nur das schöne Wort Nutella im Namen...) ein kleines Biotönnchen zu werden. Eine Lösung musste her. Das Gehopse auf dem Feldweg ist ja ganz nett, Buggyschieben und dabei Bewegung haben, Kind ist an der frischen Luft - alles prima. Aber nach sechs Kilometern ist Schicht. Eine überdimensionale Geschwindigkeit erreicht man auch nicht. Zitat eines mitlaufenden Freundes: "Wenn ich gehe, komme ich gut mit euch mit." Aus Frust schmierte ich mir hinterher gleich wieder ein Nutellabrot. Und Pfannkuchen mit Nutella zum Abendessen. Pah! Die Rettung nahte, da mein Schwager mir einen Tipp gab: "Im Fitnessstudio, in dem ich bin, gibt es Kinderbetreuung." Ok, Termin vereinbart und hingefahren. Der Sommerspross wurde während des Gesprächs in der Kinderbetreuung geparkt, um mal zu schnuppern. Während ich mich auf Fragen zu meiner Fitness konzentrierte, hing ich gedanklich die ganze Zeit beim Spross. Ist ja nicht so, dass er sich von den wenigsten Personen sitten lässt. Am liebsten bei Mama auf dem Arm, Papa geht in Härtefällen auch, eventuell noch Oma und Tanten und alles andere ist gerne mal Gebrüll. Beste Voraussetzungen! Aber Bewegung muss sein, zwischen Duplosteinen aufeinander stapeln und Bobbycarfahren muss es doch mal eine Alternative geben. Nein, kein Windelweitwurf. Richtiger Sport, Bewegung. Ohne Kind. Ja, ich bin eine egoistische Ziege. Das gebe ich offen zu. Also ging es los, drei Monate Probetraining im Studio. Jedes Mal, wenn ich das Gebäude betrete, könnte man meinen, ich wolle dort einziehen: Eine Sporttasche mit Handtüchern und Wechselkleidung (DRINGEND notwendig hinterher), Rucksack mit Windeln, Feuchttüchern, Kleenex, Ersatzkleidung, Vesper, Wasserflasche und natürlich meine Handtasche, gefüllt mit den kleinen Dingen des Lebens, die man als Frau so braucht... Während ich mir dann beim Ganzkörpertraining vermutlich jede Fettzelle des Körpers abtrainiere und versuche, ramponierte Körperstellen (Schulter: vom Tragen. Rücken: vom Tragen. Bauch: Nutella lässt grüßen) in Form zu bringen, geht mein Sommerspross spielen. Das ist dann Aufgabenteilung: Wir haben beide auf verschiedene Art und Weise Spaß. Eine Tagesmutter kümmert sich um die Zwerge, geduldig (geduldiger als wir gestressten Muddis) und mit ganz viel Freude. Dazu kommt: Wie alle Eltern wissen, ist das eigene Spielzeug zuhause stinklangweilig. Viel spannender sind die Autos in der Kinderbetreuung. Und man glaubt es kaum, der Sommerspross fühlt sich rundum wohl. Was passiert dort mit meinem Kind? Nach einigen Wochen bringe ich in dort nur noch hin, er wetzt (ok, wackelt mit seinem Pampershintern) los, stürzt sich auf eine Art Elefantenauto, Bobbycar, Matchboxautos und vergisst dabei vollkommen, dass er eigentlich fremdelt und Umgebungen ohne Mama doof sind. Ganz doof. Nochmal eine Runde an die Milchbar? Nein Mama, ich muss jetzt spielen! Sonst holst du mich gleich wieder ab. Während des Trainings schaue ich ab und zu zur Glastür. Sollte der Sommerspross quengeln, werde ich aus dem Kurs geholt. Muss eine Figur aus Pappmaché in Mamaoptik aufgebaut werden? Nein, der Sommerspross, der selten von meiner eite weicht, benimmt sich. Nur kurz fällt es ihm immer ein, dass ich doch noch zu etwas gut bin, wenn ich völlig ausgepowert nach dem Training zu ihm komme. Eine Runde Schmusen, kurz andocken an der Milchbar und weg ist er wieder. Ähm, hallo, Kind??? Wir fahren nach Hause. Fröhlich winkt er mir zu. "Ja, WIR." Er winkt wieder. Ja, Tschüss Mama, ich habe hier Spaß. Es ist nicht so langweilig wie zuhause. Als ich ihn endlich auf dem Arm habe, quasselt er los. Rabbelsabbel, brabbel. Äh ja, er erlebt wirklich viel. Sein Vesper wird jedes Mal geteilt, denn er versteht sich mit einem anderen kleinen Jungen blendend. Sie teilen alles, Träubchen, Melone, Reiswaffeln und selbstverständlich ihre Wasserflaschen. Ich nehme an, dass unser Wasser anders ist als das des anderen kleinen Jungen. Sonst würden sie bestimmt nicht so fröhlich miteinander teilen... Wenn wir dann (beladen mit Kind, Rucksack, Sporttasche und Handtasche) aus dem Studio wieder ausziehen, knickt der kleine Mann auf meinem Arm fast weg. Er scheint auch ausgepowert zu sein. Prima! Nach effektivem Training spüre ich kaum noch meine Beine, schleppe uns beide aber noch zum Auto. Zwei Minuten später pennt ein glücklicher Sommerspross, und ich perfekt trainiertes Wesen fahre nach Hause. Essen! Ich habe mir jetzt was zu Essen verdient. Nein, keine Nutella - erst morgen wieder. Zum Frühstück.

Dienstag, 6. September 2016

Märchenstunde

Es waren einmal mehrere Muddis, die sich zu einem Babypicknick im Schloss trafen. Die dortigen Schlossprinzessinnen mitsamt Schlossbaby hatten zum Gelage mit Muffins, Kuchen, Spaßfreikeksen (ohne Zucker) geladen. Unter den Bäumen auf dem weichen Rasen verlebten die Muddis einen herrlichen Nachmittag. Fröhliches Babyglucksen, rabbelsabbelwindel und Anekdötchen aus dem Muddialltag konnten alle den Tag genießen. Kein Wunder, dass die Schlossprinzessinnen auch im nächsten Jahr wieder einluden. Blitzende und blinkende Stahlkarossen fuhren am Nachmittag in den Schlosshof und entluden ihre herrliche Fracht: putzmuntere kleine Knaben und ein zauberhaft gelocktes Mädchen, die es kaum erwarten konnten, den malerischen Schlosspark zu inspizieren. Schließlich haben die Sprösslinge kaum noch Erinnerungen daran, dass sie bereits vor einem Jahr den Rasen im Schlosspark unsicher gemacht haben. Und was gab es nicht alles zu sehen: Stolze Bauwerke erhoben sich vor den Augen der Knaben und des Mädchens. Bauwerke, wie sie sie (der Begeisterung nach zu urteilen) nur aus Märchenbüchern kennen. Gleich zwei Schaukeln baumelten an einem starken Ast, eine Schaukel für die ganz Kleinen, eine für die, die schon etwas größer waren. Auf einem Tisch wartete ein gar fürstliches Büffet, ja es mutete zum Festbankett an. Gänsewein, Saft gepresst aus Obst und zauberhafte Dinge für die kleinen Bäuche. Die Hofdamen, alias Muddis, waren nicht weniger begeistert. Selbst gebackener Hefezopf, garniert mit Zuckerstreuseln, mächtige Fruchtmuffins mit Schokolade und Kirschen und natürlich lustige gebackene Tierchen aus Spaßfreiteig. Denn in einem guten Märchen gibt es keine Bösewichter wie Zucker. Nach Herzenslust schlugen sich die Knaben und das Mädchen die Bäuche voll. Ihre kleinen Mägen juchzten vor Begeisterung angesichts der köstlichen Spaßfreikekse. Und hatte ein Kind mal einen Keks zuviel in der Hand und wusste gar nicht, wie man den jetzt auch noch essen kann - kein Problem, dafür gibt es ja die Mamis. Denn was eine richtige Hofdamenedelfräuleinmami ist, isst sie die Kekse, die das Kind nicht mehr mag. "So komme ich zu Keksen. Ich sage einfach, der ist für meinen kleinen Prinzen", gibt eine Hofdame ehrlich zu, während ein weiterer Spaßfreikeks in ihrem Bäuchlein verschwindet. Soviel, wie man als Vollzeitmuddi tagsüber rennt und dem Nachwuchs hinterherwetzt, sind ein, zwei, drei, vielleicht auch vier Kekschen ganz schnell wieder abtrainiert. Sollte der gelockte Knabe dann mal Lust auf Hefezopf haben, sind die Vorzeigehofdamenmuddis selbstverständlich auch zur Stelle und knabbern die Zuckerperlen ab. Ich sage ja, in diesem Märchen haben die Kinder gar nichts mit Bösewichtern und traumatischen Erlebnissen zu tun. Doch da, was war da? Mit einem Mal erscholl ein Brummen und Tuckern im Schlosspark. Manni, der Mann für alles im Schloss, hatte sein motorisiertes Stahlross eigens für die Kinder gezähmt und tuckerte mit dem friedlichen Ungetüm alias Trecker über die Wiese. Was für eine Aufregung, was für ein Spaß! Die Knaben und das Mädchen konnten kaum an sich halten vor Begeisterung. Ein echter Trecker! Kein einfaches Plastikteil aus der Spielwarenabteilung, nein, ein wahrhaftiges Ungeheuer, das man sogar anfassen konnte. Vielleicht auch etwas skeptisch, manch ein Kind nur auf dem Arm der Hofdamenmuddi, aber doch wagemutig traute sich dann ein jeder Nachwuchsprinz an das Ungeheuer heran. Wer damit noch nicht genug hatte, wagte sich an die Rutsche heran. Gefühlt 50 Meter ging sie in die Tiefe. War das ein Johlen, ein Kreischen, Freudentaumel, wenn die Kleinen die Rutsche (festgehalten von den starken Hofdamenfräulein) hinuntersausten. Manch eine Muddi sauste schneller den Berg herab, als ihr Kind. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
Als krönender Abschluss kam der Hoffotograf, um die Gesellschaft für alle Ewigkeiten festzuhalten. Während der Fotograf den Auslöser betätigte, verkündete der Schlossprinz fröhlich "Mama, Kacka gemacht."
Und wenn sie nicht gestorben sind, picknicken sie noch heute.

Mittwoch, 24. August 2016

Dinkelmehl und Toffifee - von Gelüsten in der Schwangerschaft

Man sagt schwangeren Frauen ja nach, sie seien seltsam, hätte bizarre Anwandlungen und seien absolut unzurechnungsfähig. Jetzt, so ein Jahr nach der Geburt des Sommersprosses, lasse ich das mal ein wenig Revue passieren. Um mich herum sind gerade zudem gefühlt alle Freundinnen schwanger oder mit dem Kinderwahnsinn beschäftigt. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass ich vollkommen relaxt und entspannt die 40 Wochen Schwangerschaft abgesessen habe. Nutella und Gurke in Kombination? Kaum denkbar. Doch, ein kleiner, ein winzigkleiner Schwächeanfall war es, der mich in der 37. SSW hinraffte. Es war unvorstellbar, dieses Bedürfnis am frühen Morgen. Ich wachte auf und hatte nur noch einen Gedanken: alkoholfreies Hefeweizen und Karamalz. Ich konnte diese Gelüste nicht unterdrücken, war nahe des Wahnsinns. Also schrieb ich dem Göttergatten eine SMS, er müsse mir unbedingt alkoholfreies Hefeweizen und Karamalz mitbringen. Sonst sterbe ich! Kaum, dass er abends die Haustüre aufschloss, stürzte ich mich auf den Korb mit den Flaschen. Problem gelöst. Ähnlich ging es Freundinnen von mir. Eine ist jetzt im neunten Monat und züchtet in ihrem Bauch wahrscheinlich ein Ökoweibchen heran. Dinkelmehl, Bioäpfel, Tofu und Kräuter aus dem Garten - die kleine, noch ungeborene, Maus erhält gesundes Essen via Mama in Massen. Doch es geht auch ein bisschen süßer. "Wie würde deine Tochter heißen, wenn sie nach deinen Gelüsten benannt worden wäre?", wurde eine Freundin mal gefragt. Popcorn. Genau, diese kleinen fluffigen Maisbällchen, die im Kino so eine tolle Sauerei veranstalten. In salzig und süß, verkleben alles, Pullover, Hände, Sitze- und schmeckt einfach wahnsinnig gut. Letzten Endes bin ich ganz froh, dass die Tochter einen anderen Namen erhalten hat und sich nicht mit Pumuckl in eine Reihe stellen muss (hat die Mama von Pumuckl den Film eigentlich die ganze Schwangerschaft über angeschaut? Anders kann ich mir diese Namensgebung nicht erklären). Oh und ein weiterer Fall von süßen Versuchungen. Die Steigerung von süß und klebrig nach Popcorn ist nämlich Toffifee. Zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendessen - meine schwangere Freundin liebt die Nuss in Karamel. Ganz gemein: ihre beiden älteren Kinder bekommen nichts davon ab. Stattdessen gibt es für die beiden trockene Kekse. Währenddessen isst Mama Toffifee. Zuvor gibt es Leberwurstbrot. Die Mischung macht es. Verschmitzt erzählt sie mir, dass sie bei ihren beiden großen Kindern Lebkuchen vernascht hat. Die gibt es glücklicherweise bereits ab August und gefühlt bis Februar (Restposten müssen ja schließlich auch raus). Einer entspannten Schwangerschaft, die auch ihr Mann genießen konnte, stand also nichts im Wege. Naja, fast nichts. Es gab da so diesen einen Abend. Aber nur einmal. Ganz bestimmt. Da hatte sie Lust auf Döner. Schönes, saftiges Fleisch, im Fladenbrot, mit Salat, Gurke, Schafskäse und Peperoni. Das musste an diesem einen, wirklich, nur an diesem einen Abend sein. Unbedingt! Der treusorgende werdende Vater scheute also nicht, spätabends noch in das Auto zu steigen und beim Dönerladen des Vertrauens das Objekt der Begierde zu erwerben. Als er dann mit dem köstlich nach Knoblauchsoße und Dönerfleisch duftenden Paket nach Hause kam, öffnete meine Freundin das Paket, würgte und sagte: "Iss du, ich mag es nicht." Schwangere Frauen unberechenbar? Nö...

Freitag, 12. August 2016

Als Krönung ein Bier

Ausgang! Ich! Alleine! Einen ganzen Abend - es ist ja durchaus ein seltenes Vergnügen. Kein Wunder, dass dem Ereignis "Mad Caddies in Frankfurt" regelrecht entgegen gefiebert wurde. Mit zwei anderen Freunden wollte ich mich auf den Weg in die Finanzstadt machen. Früher sah das so aus: Konzertoutfit (möglichst keine weißen Schuhe, da Pogogefahr), Bierchen für den Weg und rein ins Vergnügen. Nun, das letzte Konzert ohne Kind ist schon eine Weile her, seither haben sich die Bedingungen geringfügig geändert. Abfahrt nach Frankfurt: 17.30 Uhr. Allein das grenzt schon an eine organisatorische Höchstleistung, denn was tun, wenn der Göttergatte da noch nicht zuhause ist? Ungefähr eine Stunde gilt es zu überbrücken. Oma und Opa - alle unterwegs. Tanten und Onkel - arbeiten. Nachbarin - auch nicht da. Doch es findet sich jemand, der das Betüddeln nur zu gerne übernimmt. Also lade ich das Auto mit Kind und Kegel. Kind ist in der Regel schnell eingepackt, Schuhe an, Jacke an und los. Schnulli vielleicht nicht vergessen, wobei der ja schon wieder zum Bereich Kegel gehört. Der Bereich nimmt für eine einstündige Babysittersession eine ganze To-Do-Liste in Anspruch: Windeln, Feuchttücher, Kleenex und Wickelunterlagen sind ja das Standardprogramm der gut organisierten Mutter. Eine kleine Auswahl Spielzeug (Auto, Krachmacherbuch und wahlweise Bauklötze u.ä.) sollte ebenfalls nicht fehlen. Damit der arme Sommerspross nicht verhungert, packe ich fürsorglich einen Knust Brot, Babykekse, Fläschchennahrung, Wasserflasche und noch ein bisschen Melonenschnitze in den mittlerweile gut gefüllten 50-Liter-Backpackerrucksack. Um den Sprössling auch vom Papa sicher abholen zu lassen, sollte der Ersatzkindersitz ebenfalls beim Babysitter deponiert werden. Der hat für diesen Tag extra das zweite Wohnzimmer geräumt, um auch ja genügend Platz für alles zu haben. Bei schönem Wetter und eventuellem kurzen Aufenthalt empfiehlt die Profi-Helikopter-Muddi zudem, noch einen Sonnenhut und Creme mit Lichtschutzfaktor 50 einzupacken. So sollte zumindest nichts schiefgehen in der einen Stunde, bis der Papa kommt. In der Zeit flitze ich nach Hause, gehe ALLEINE duschen und warte auf den charmanten Fahrdienst nach Frankfurt. Der Abend kann beginnen. Endlich! Zur Feier des Tages trinke ich ein Bier (ohoooo). Aber nur eins, ich will ja nicht gleich übertreiben. Um das große Glas (ein ganzer halber Liter) leerzubekommen, brauche ich ewig. Ich bin es wohl nicht mehr gewohnt. Meine Mitkonzertbesucher sind da schon professioneller drauf. Hinterher brauche ich erstmal ein Wasser. Ein kurzer Blick aufs Handy: Was macht der Sommerspross? Der Papa schickt mir ein Bild, wie der kleine Mann genüsslich Fernbedienungen zerlegt, Brötchen matscht und wohl schon den Schlafanzug anhat. Prima. Es läuft alles. Nach der Vorband der nächste Blick aufs Telefon: Wann kommst du? Das sieht schon weniger rosig aus, denn mittlerweile ist es halb zehn. In der Regel schläft der Sommerspross da seit zwei Stunden. Was ist los, möchte ich wissen. Ich frage nicht umsonst, lautet die Antwort. Meine beiden Kumpels grinsen sich einen ab. Einer schlägt vor, ich solle schreiben, dass wir die Nacht in Frankfurt bleiben. Na gut, das schreibe ich dann doch nicht. Eine halbe Stunde später die erlösende Nachricht: Er pennt. Prima, jetzt fangen auch endlich die Mad Caddies an.



Vor der Bühne wird gepogt, wir fragen uns zwischendurch, ob wir nicht doch zu alt sind für so etwas. Dieser kleine Anflug von Altersidiotie lässt ziemlich schnell nach und wir genießen den Abend. Singen mit, tanzen und vergessen den Alltag komplett. Wir drehen richtig durch und haben jede Menge Spaß, lassen uns von der Musik treiben, singen die Texte mit, singen Soli mit und gehen ganz drin auf. Kein Wunder, dass wir danach fix und alle sind. Aber ein kleines Bierchen danach - die anderen ja, ich halte mich an Wasser. Die Mamarolle rückt schließlich wieder näher. Von der Heimatfront kommt ein Foto. Der Papa sieht ziemlich k.o. aus, der Sommerspross schläft aber friedlich. In seinem Arm wohlbemerkt. Noch ein letzter Wink in Richtung Band und wir machen uns auf den Heimweg. Mit einem ziemlich schlechten Gewissen schließe ich um halb 2 Uhr nachts die Haustür auf. Innen drin: gespenstische Stille. Der Sohnemann pennt, dockt im Halbschlaf nur an mir an und schläft seelenruhig weiter. Es scheint ihn nicht zu stören, dass Mama heute nicht nach Mamaparfüm und Milchi riecht, sondern eine Mischung aus Schweiß, Bier und Konzertatmosphäre mitbringt. Die Wirkung des freien Abends hält bei mir noch lange an, ich bin tiefenentspannt, habe lange noch die Musik im Ohr, die Klänge, das Feeling. Müdes Kind? Kein Problem, ich singe im Kopf ganz entspannt "Drinkin' for 11". Quengeliges Kind? Dagegen hilft "Distress". Es tut gut. Vorsichtig frage ich meinen Göttergatten, ob ich nochmal so auftanken kann. Er guckt ein bisschen entsetzt. Na gut, ich frage in drei Monaten nochmal...

Donnerstag, 4. August 2016

Hochzeitstag oder wann schläft der Sommerspross?

Oma bloggt
Hochzeitstag der Lieblingsältesten….Lieblingsälteste möchte gerne mit ihrem Göttergatten ohne Anhang essen gehen.  Wer kann denn dann den Sommerspross hüten? Oma und Opa haben natürlich Zeit. Der Tisch im Edelsteakhaus kann reserviert werden und unsere Veggie-Lieblingssälteste bekommt auch etwas zum satt werden. Es gibt dort äußerst leckere Veggie-Burger. Also kann der Hochzeitstag zum ausgehen kommen. Der Sommerspross wird pünktlich bei Oma und Opa abgeliefert. Ganz wichtig: Buggy….. damit kriegt man den Sommerspross, nun ein Jahr alt, immer zum schlafen. Die Lieblingsälteste und ihr Göttergatte machen sich also auf den Weg zum Edelsteakhaus. Wir bespaßen unser lieblingsjüngstes Enkelkind noch eine ganze Weile. Schlüssel abziehen vom Esszimmerschrank, Tür auf, Tür zu vom Telefonschränkchen, das Wutsch durch die Gegend schieben und natürlich „Kaffeemaschine spielen!". Das bedeutet: Einschaltknopf an, Einschaltknopf aus, Einschaltknopf an, Einschaltknopf aus... aber jetzt ist Schlafenszeit! Also kommt der Sommerspross in den Buggy, und es geht ab in den Garten. Immer schön den Rasen platt fahren und Spuren machen, das freut den Opa sehr. Aber was macht das, wenn das Enkelchen dann auch schläft. Der Weg geht zum Kirschbaum, dann zum klitzekleinen Gartenteich, an den Johannisbeeren vorbei und wieder zum Kirschbaum. Damit mir als Oma nicht schwindelig wird, werden Achten gefahren. Zum Kirschbaum, zum Teich, an den Johannisbeeren vorbei und wieder zum Kirschbaum. Funktioniert immer. Fast immer. Aber nicht heute, auch nach 30 Minuten schieben im Garten ist an schlafen nicht zu denken. Also denken Oma und Opa über eine Alternative nach. Das Tablett wird rausgeholt, wir sitzen jetzt gemütlich mit dem Sommerspross auf der Terrasse und es wird nach Schlafliedern gegoogelt. Wir fangen an mit "Lalelu und der Mann im Mond schaut zu", dann "Schlaf, Kindlein schlaf". Nachdem wir das auch 30 Minuten gehört haben, ebenso wie die Nachbarn nebenan, überlegen wir nach der nächsten Möglichkeit. Rein ins Wohnzimmer, alle Jalousien runter und der Sommerspross wird rumgetragen und geschuckelt, geschuckelt und geschuckelt. Dieses macht die Oma auch, bis sie das Gefühlt hat, Löcher in die Hausschuhe gelaufen zu haben. Letzte Alternative: Kind ins Auto packen: Die Lieblingsälteste hat wohlweislich das Auto mit Kindersitz dagelassen. Falls etwas wäre, könnten wir zum Edelsteakhaus kommen. Ach ja, zwischenzeitlich immer wieder probiert in das Vollstillkind die Milchflasche zu bekommen. Na ja, 50ml hat er ja geschluckt oder vielleicht auch verschüttet. Zurück zur allerletzten Alternative: Kind ins Auto… und wir machen eine Ausfahrt. Aber in die andere Richtung, nicht in die Nähe der Hochzeitstag-Esser. Wir möchten ja wirklich gerne, dass sie endlich mal wieder einen unbeschwerten Abend ohne den Spross haben. Ja, wir fahren und fahren… je mehr wir fahren, desto munterer wird unser  Enkelkind. O ja, er findet Gefallen an dem Ausflug. Er erzählt und gurgelt und gluckst, hat eben zu jetzt schon später Stunde einen Heidenspaß.  Jetzt kommt auch noch das angesagte Unwetter, Regen, Sturm, Gewitter. Man sieht die Hand vor Augen nicht, der Scheibenwischer schafft es kaum. Wir fahren zurück zu Oma und Opa und der Sommerspross ist total zufrieden, tiefenentspannt…. nur schlafen will er nicht. Daheim sehen wir vor unserer Haustür zwei nasse Gestalten… oh, unsere Hochzeitstagsesser stehen im Unwetter vor der Tür und klingeln wohl Sturm. Nein, ich steige bei dem Wetter nicht aus. Der Opa holt einen großen Schirm, Mama kommt pitschnass und legt den Sommerspross erst einmal an die Milchbar. Ende gut, Alles gut? Enkelkind schlief zu Hause dann auch nicht und war erst um 23 Uhr endlich mit Augen zu, natürlich in Mamas und Papas Bett. Omas und Opas Fazit vom sitten: diesen Aufwand haben wir mit unseren drei Kindern nicht gemacht. Aber, was macht man nicht alles für die Enkelkinder. Denn gelernt habe ich von meiner Schwiegermutter folgendes: Als Oma gilt nur noch verwöhnen...

 

Sonntag, 31. Juli 2016

Das Mädchen im Sandkasten

Liebes kleines Mädchen,
Du wirst dich wahrscheinlich bald nicht mehr an mich erinnern. Wir haben uns am Samstag bei einer kleinen Grillfeier gesehen. Du saßt im Sandkasten und spieltest mit den Schaufeln, dem großen Laster und der Sandmühle. Du hast sehr große, schöne und dunkle Augen. Der Sommerspross und ich setzten uns ebenfalls in den Sand. Vom Aussehen her schätzte ich dich auf drei Jahre. Später erfuhr ich, dass du wohl bald in den Kindergarten kommst. Ich habe dich eine ganze Weile beobachtet. "Baum", sagtest du immer wieder. Mal zeigtest du auf den großen Baum hinter uns, mal auf einen Ast. Dann wieder "Baum". Dabei konnte ich auch deine Zähne sehen. Sie sind dunkel verfärbt, einer entweder abgefault oder abgebrochen. "Baum". Wir spielten alle miteinander, unser Sommerspross wollte grundsätzlich dein Spielzeug. Aber es harmonierte doch ganz gut - auch wenn ich leider nicht immer verstand, was du wolltest. "Baum." Am Tisch hinter uns war eine weitere Familie schon beim Essen, ein anderes Pärchen mit einem Baby machte sich ebenfalls daran, das mitgebrachte Grillzeug zu essen. "Willst du auch was?", fragte dich die Fau mit dem Baby. Du hast den Kopf geschüttelt. Zu dir hin kam niemand. Du wurdest nicht gefragt, was du spielst. Auch dein Vater fragte bloß, ob du was essen möchtest. Den ganzen Abend über war das die Kommunikation mit dir. Nach zwei Stunden stand deine Mutter mal neben dir. Da spieltest du mit dem Rutschauto. In den Arm genommen wurdest du nicht. Mir tat es in der Seele weh, dich ständig alleine zu sehen. Deine kleine Schwester war am Tisch dabei. "Baum". Ich musste an die kleine zweijährige Tochter meiner Freundin denken. Meine Freundin spielt mit der Kleinen Dusche. Die Kleine nimmt einen Ast, hält ihn über ihre Mama. "Au, ich habe Schaum in den Augen", jammert meine Freundin. "Mach die Augen zu", piepst ihre Tochter. Wieder hält sie die improvisierte Brause über den Kopf der Mama. "Ich habe Schaum in den Augen!" "Mach die Augen zu." Das geht lange. Kleines Mädchen, währenddessen sitzt du alleine in der Sandkiste. Man zeigt dir nicht, was Fantasie ist, was man alles spielen kann. Schaufelst ein wenig Sand auf die Mühle, lässt den Sand durch deine Finger gleiten. Mit deinen großen Augen schaust du mich an. Es zerreißt mir fast das Herz und während ich mit dem Sommerspross im Sandkasten sitze, rede ich mit euch beiden. Ich möchte, dass du weißt, dass diese Welt schön ist. Ich erzähle dir, was wir dort im Sandkasten spielen. "Baum." Deine Eltern rufen: "Möchtest du was essen?" Du schüttelst wieder den Kopf. Zu dir hin kommt aber niemand. Niemand, der dich an der Hand nimmt, dir zeigt, was auf dem Tisch steht. Du beschwerst dich auch nicht, spielst mit dem Rutschauto, nimmst auch mal den Ball und schaufelst Sand auf die Sandmühle. Ab und zu schaust du mich mit deinen großen Augen an. "Baum." 
Liebes kleines Mädchen, ich wünsche dir, dass deine Eltern mit dir spielen. Dir erzählen, was der Baum macht. Wo die Fische in dem kleinen Gartenteich sind. Dir zeigen, was diese schöne Welt alles zu bieten hat. Dass deine Eltern endlich aufwachen und sich mit dir beschäftigen.
Ich werde dich nicht vergessen!
Die Mama vom Sommerspross

Mittwoch, 27. Juli 2016

Zum ersten Geburtstag eine Lasershow

Ein Jahr ist der Sommerspross jetzt schon alt. Ich habe das Gefühl, es sei erst gestern gewesen, als wir wieder zu Hause ankamen. Nein, heute ist es genau ein Jahr her, dass der kleine Mann mit mir aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen ist. Das kleine Würmchen mit den blauen Augen und damals noch dunklen Haaren. Na gut, genauer gesagt, hat er es verpennt. Ein Jahr - das sind viele Windeln, viele kurze Nächte, viele Male, in denen ich daran gezweifelt habe, ob ich der Aufgabe "Kind" wirklich gewachsen bin. Doch schon unzählige Male hat er uns seitdem zum Lachen gebracht, haben seine kleinen (dicken *g*) Patschhändchen nach unseren gesucht, hat er vor Freude gequiekt, wenn er gekitztelt wird, gestrahlt, wenn einer von uns den Raum betreten hat oder mit frechem Grinsen die ersten Streiche spielt. Innerhalb des letzten Jahres ist er "ein wenig" größer und schwerer geworden (wo sind bitte nochmal die Leute, die sagten, es sei ein viel zu kleines und viel zu zartes Kind?), macht sich nachts im Bett breit und schläft nicht mehr artig nur auf einer Stelle. Vielmehr dreht er sich wie ein kleiner Propeller. Dass im Haus nichts mehr sicher ist, ist logisch. Stereoanlage, Katze oder die Versuche, an den Laptop zu kommen sind nur wenige Beispiele. Dass wir das Ereignis "1 Jahr Sommerspross" feiern wollten, war klar. Und so kamen am Wochenende Omas, Opas, Tanten, Onkel, Freunde und Paten, Cousin und Cousine, um dem kleinen Wicht ein Ständchen zu singen. Den ersten Teil seiner Party hat er glatt verpennt, als die ersten Gäste eintrafen, fand es der Sommerspross gemütlicher, im Bett zu liegen und noch eine Runde zu ratzen. Geschenke auspacken? Langweilig, viel lieber rannte er durch das Erdgeschoss, machte Jagd auf die Katze oder streichelte mehr oder weniger zärtlich seinem Besuch über den Kopf. Genau gesehen haben wir Erwachsene den Nachmittag als einen solchen genommen, um mal wieder ausgiebig Kuchen zu essen, Eiskaffee zu schlürfen und das ganze unter dem Deckmantel "Kindergeburtstag" zu verstecken.



Es wäre aber wahrscheinlich doch zu auffällig gewesen, wenn wir die Party auf abends verschoben hätten und uns an Wein und Bier gütlich getan hätten. Könnte man aber für weitere Feiern noch im Hinterkopf behalten. Vor der Haustür tobte derweil das Dorffest. Mit Live-Musik, Donröschen- Aufführung und Lasershow, die auf unser Haus projiziert wurde. Welches Kind kann schon behaupten, dass es zu seinem ersten Geburtstag eine Lasershow bekommt? Und das ganze Dorf mitfeiert? Das war für den Sommerspross viel spannender, als Geschenke auszupacken. Außer das Papier vielleicht, das raschelt so toll...
Geschenkemäßig haben sich unsere Freunde und Verwandte keine Scherze erlaubt. Es gab weder Schlagzeug noch Plastiktrompete, keine quasselnden Bespaßungsgeräte aus Plastik oder ähnliche Scherze. Stattdessen den Klassiker unter Kinderspielzeug: Duplo, Bücher, eine Trommel (mit weichen Schlägern, Sommerspross ist begeistert), Klamotten, Zuschüsse für die Schaukel,... Während ich dann selbst voller Begeisterung den Duplozug und den Duplomarkstand aufgebaut habe, war es die größe Freude des Sommersprosses, alles wieder auseinanderzubauen. Ich wusste gar nicht, dass das so viel Laune bereitet. Ich habe schon einen Leuchtturm, einen Schwan, Bäume und Sträucher, Enten und ein Flugzeug gebaut. Verjüngungskur, sage ich. Jetzt kommt wahrscheinlich irgendwann der Tag, an dem der Sommerspross empört feststellt, dass Mama mit seinem Spielzeug spielt...

Dienstag, 19. Juli 2016

Partybaby

Geburtstagsparty - und wieder kreisen meine Gedanken um die Vergangenheit. Ich denke an wilde Nächte auf dubiosen Grundstücken in der Nähe von Bad Wimpfen, überraschenden Besuchen eines berühmt-berüchtigten Jugendhauses, Bänderrisse, Polizeibesuch und Bowle. Schöne Zeiten waren das. Allerdings schon lange her. Jetzige Partyplanung sieht doch ein wenig anders aus. Denn der Sommerspross wird 1. 1 Jahr lang wildes Leben mit Baby, Augenringe, erste Trotzphasen, stundenlanges Kuscheln im Familienbett, Windelwechselrekorde und treublaue Augen, denen man nicht böse sein kann. Kein Wunder, dass die Partyplanung gerade das Denken beeinflusst. Am Wochenende steigt das große Fest mit Oma und Opa, Tanten und Onkel, Paten, Cousin und Cousine sowie den ersten kleinen Freunden. Wir wollen im Erdgeschoss feiern, da dort auch der Rolli-Opa hinkommt. Ein Geschoss, das sich zunächst durch seine kinderunfreundliche Atmosphäre hervorhebt. Keine gesicherten Steckdosen, Stolperfallen für kleine Läufer in Form von Katzenfutterschälchen, interessante Katzenklos (ich sehe schon das erste Kind das Streu probieren). Da die sogenannte Junggesellenbude des Göttergatten sich außerdem eher durch leere Bierflaschen auszeichnet, haben wir erstmal nur die weggeräumt. Ach so und für ganz besorgte Eltern: an der Terrasse ist immer noch kein Außengeländer. Absturzgefahr. Oder schöner ausgedrückt: Partyzone mit Erlebnischarakter. Für die Partyplanung soll außerdem trinkbares Material herbeigeschafft werden. Eine große Kaffeemaschine für müde Eltern, Saft für fröhliche Kinder und leckeres Essen. Ach Mist, da war was. Meine Schwägerin ist in dem Fall die Überfrau. Neben Fulltimejob als Erzieherin (!!!) und Mama zweier süßer Wildfänge schafft sie es vor jedem Geburtstag, eine Torte zu backen. Wahlweise mit Piratenschiff, Prinzessin oder sonstigen selbstgebastelten Tortenaufbauten. Wie sie das schafft, weiß ich nicht. Sie muss eine Überfrau sein. Ich bin schon stolz darauf, jeden Tag was Essbares auf den Tisch zu stellen. An kunstvoll dekorierte Torten mag ich gar nicht denken. Dazu fehlt mir die Geduld und die Geschicklichkeit. Trotzdem muss der Sommerspross natürlich gewürdigt werden. Ein Freund sagte mal über mich, ich sei die weltbeste Muffinbäckerin. Das geht natürlich runter wie Öl. Die Vorbereitungen für Samstag können also doch laufen. Die Küche ist ein Schlachtfeld mit Mehl, Zucker (böser Zucker), Deko, Muffinblechen und Tortenformen.

Es wird seit einem Tag vorgebacken, eingefroren und dann zum Wochenende wieder aufgetaut. Planung ist alles. Wer weiß, was dem Sommerspross noch einfällt... Zwischen abendlicher Bettgehparty des Sohnemanns, Besuchen von Freunden des Göttergatten und Wäsche waschen läuft also die Küchenmaschine. Bei angenehmen Außentemperaturen von 30 Grad ist es drinnen ähnlich angenehm, schließlich heizt der Backofen mit. Merken: das nächste Kind wird ein Winterkind. Dann spart man zumindest die Heizkosten. Hm - und da fällt mir ein, dass der Göttergatte das Planschbecken noch aufblasen muss. Mit Rutsche und Wassersprudel. Damit die Party feuchtfröhlich wird. Fast wie früher...

Mittwoch, 13. Juli 2016

Ein Bad von Milch (und Honig)

Kleopatra hat es schon vorgemacht. Zumindest sagt man ihr nach, dass sie einst in Milch und Honig gebadet hat. Das soll die Haut wunderbar weich und seidig machen. Kein Wunder, dass auch heute noch alle möglichen Drogerieprodukte damit werben, eine zarte und geschmeidige Haut zu zaubern. Tja, ich brauche das alles nicht. Da gibt es (unfreiwillige) andere Möglichkeiten. Auch nach elf Monaten bin ich noch eine begeisterte Stillmuddi. Manchmal nervt es und ich träume vom Abstillen (insbesondere bei Beißattacken des Sommersprosses oder bei nächtlichem Dauerstillen), doch meistens ist es immer noch sehr praktisch. Shirt hoch und andocken. Fertig.
Heute hatte ich Ausgang. Richtig lang, nicht nur so popelige zwei Stündchen, um mal laufen zu gehen oder meinen Hintern in einer Besprechung platt zu sitzen. Nein, ich war in Ulm. Auf dem Landesposaunentag. Allein. Ohne den Sommerspross. Denn der hat sich mit seinem Papa einen Männertag gemacht. Sie haben den Onkel besucht, ein Fotoshooting gemacht und im Fußballdress (Sommerspross: Trikot. Papa: stilechtes Rippenshirt) die deutsche Nationalmannschaft angefeuert. So hatte jeder seinen Spaß. Der Sommerspross trank brav die Flasche und futterte Birne. Währenddessen füllte sich seine eigentliche Bar von Stunde zu Stunde mehr. Eine gefüllte Bar, der Traum eines jeden Mannes. Mit schier unendlichen Massen an edlen Tropfen. Kostenlos! Mit täglich wechselnden Geschmacksrichtungen. In diesem Fall eben die Milch. "Miiiiiiiilchiiiiiiiii", wie die Tochter einer meiner liebsten Freundinnen begeistert sagt. Doch so wie guter Wein in einer Bar irgendwann vielleicht doch verkommt, ist die Miiiiiiilchiiiiii irgendwann überreif. Beziehungsweise die Bar zu voll und kurz vorm platzen. Das machte sich bemerkbar, denn meine Figur ähnelte von Minute zu Minute eher einer Dolly Buster als mir. Statt Silikon aber mit ganz viel Milch gefüllt. Doch bis zum durstigen kleinen Mann waren es nach Veranstaltungsende noch rund 160 Kilometer, drei Staus und ein Fußballspiel im Radio. Dazu schmerzende Brüste, eine ungeduldige Autofahrmuddi und Gedanken, die nur noch ums Kind kreisten. Es wurde also Zeit, das Kleopatrabad im Auto einzulassen. Und die Milch lief und lief, das hellblaue Shirt wurde immer dunkler. Im Fünf-Minuten-Takt versuchte ich, den Druck zu mindern. Pustekuchen. Veräppeln lässt sich so eine Bar kaum. Die will den Sonmerspross. Genauso wie er den blöden Plastiknippel von der Flasche nur wegen des puren Überlebens in der neunstündigen Abwesenheit der Muddi beachtet.  Sie sind schon ein echtes Team, die Bar und ihr bester Kunde. Ich gehe davon aus, dass meine Haut nun seidig weich ist. Wie bei Kleopatra. Schließlich sind gefühlt mehrere Liter Milch zwei Stunden lang an mir herunter gelaufen. Traurige Verschwendung eigentlich. Mit Vollgas ging es nach Stauende endlich gen Heimat, wo ich schwungvoll die Auffahrt hochbretterte und zwei Minuten später das Shirt hochzog und der Sommerspross die Bar leerte. Dem Kleopatrabad den Stöpsel zog. Da freut man sich noch mehr auf das Kind.

Dienstag, 12. Juli 2016

Familienurlaub

Hier bloggt die Oma...
Für die Oma - größter erfüllter Wunsch-,für den anderen ähnlich wie Familienfeste...Familienfeste und Familienurlaube sind Klasse.... solange es nicht die Eigenen sind! Seit 1,5 Jahren geplant, gebucht vor 1 1/4 Jahren. Vier Wohnungen auf Deutschlands beliebtester und gleichzeitig nördlichster Urlaubsinsel, und dass zur Hauptreisezeit. Acht Erwachsene, drei Kinder, zwei Buggies, viel Sandspielzeug, ganz viel Regen-Buddelhosen, Windeln für den Sommerspross... ach die kann man ja auch dort kaufen. Die geplante Anreise: Lieblingssohn, Lieblingsschwiegertochter, Lieblings- ältestes Enkelkind und Lieblingsenkelin fliegen samt Lieblingsältester und ihrem Göttergatten von Stuttgart nach Hamburg. Natürlich nur, weil man  noch vorm Urlaub, morgens 7 Uhr in Hamburg frühstücken wollte. Es besteht überhaupt kein Grund zu der Annahme, dass der Grund die eigenen Kleinen sind. Sie lieben lange Autofahrten, müssen nie, haben unterwegs weder Hunger noch Durst. Das Wort Langeweile gibt es im kindlichen Wortschatz nicht. Wann sind wir endlich da.... würden meine Enkelkinder niiiiie aussprechen. Also, es geht eindeutig nur ums Frühstück in einer tollen Stadt. Mit unserer Lieblingsjüngsten samt Frischverlobten fahren dann Oma und Opa Kolonne bis Niebüll. Natürlich mit zwei Autos. Einer muss ja das ganze Gepäck mitbringen. Getroffen wird sich mit allen im Hotel in Niebüll. Zwischenübernachtung im Hotel Nähe des Bahnhofs... damit die Flieger, die von Hamburg mit der Bahn weiterreisen , es nicht so weit haben. Wieder vier Zimmer, für vier Familien, obwohl man nie weiß, wer von den Enkelkindern wo schläft. Man schläft sich als Enkelkind durch die Betten der Tanten und Onkels. Hoch im Kurs steht unsere Lieblingsjüngste samt Lieblingsverlobtem. Und abends das erste gemeinsame Familien-Essen ....oh nein, schon wieder dieses grässliche Wort -Familien-Essen. Wir nennen es, wer Hunger hat, kommt ins Restaurant. Hört sich doch schon besser an!
Morgens dann mit Autoreisezug und NOB auf unsere Lieblingsinsel. Vier Wohnungen in den hässlichsten Gebäuden der Insel... Bausünden der '70-Jahre!!! Aber wen Interessiert das, wenn man in der 13. Etage aus einer riesigen Glasfront aufs Meer schaut und Nordsee sieht, schmeckt und hört. Man hat das Gefühl, als wäre man auf einem Schiff.... aber... es schwankt und wackelt nicht und Kotztüten werden auch nicht benötigt. Zwei größere Wohnungen, separate Kinderzimmer. Aussage unserer Lieblingsschwiegertochter: im Urlaub schläft jeder in seinem Zimmer!? Sehen wir dann…
Bei unserer Lieblingsältesten ist es etwas anders. Das Extrazimmer wird für Buggy, Sandspielzeug und viele Windeln gebraucht. Denn der Sommerspross schläft in Muddies Arm, Nähe der Milchbar.
Bald ist es soweit, Koffer werden gepackt, fahren und fliegen, ankommen, rein die Tiefgarage, aussteigen im 13. Stock, Strandsachen packen und ab die schon reservierten Strandkörbe. Ach ja, Pokale nicht vergessen. Wir machen ein Familienwettrennen am Strand, natürlich nicht die ganzen 40 Kilometer Strandlänge. Mit elf Pokalsiegern. Unser Lieblings-Ältestes Enkelkind hatte den Wunsch eines Familienwettrennens, er mag das Wort noch. Pokale sind im Haushalt von Oma und Opa genügend vorhanden, es mussten nur die alten Gravuren ab, und dann  kommt- Family-on-tour drauf. Meine Vorfreude ist groß zum Family-on-tour Urlaub. -Fortsetzung folgt.