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Samstag, 28. Mai 2016

Neulich auf dem Spielplatz

Es ist Sonntagmorgen. Abends saß man noch gemütlich mit Freunden beim Grillen, der Neffe übernachtet ebenfalls im beschaulichen Häuschen und es wurde doch ein wenig später. Dem Nachwuchs ist das egal, er stellt um 6.30 Uhr fest, dass die Nacht rum ist, der Himmel hellblau und somit Zeit, aufzustehen. Eine Stunde später verkündet der Neffe dasselbe. Was tun? Frühstücken, Vesper einpacken (auf einem zehnminütigen Marsch zum Spielplatz besteht sonst die Gefahr, dass Sechsjährige verhungern) und raus geht es. Dort angekommen, spielt sich ein wunderbares Schauspiel ab.
Neffe: Juhuuuu, eine Rutsche! Guck mal, wie schnell ich bin. Stoppst du die Zeit?
Ein Pärchen nähert sich mit einem kleinen Mädchen. Onkel und Tante sind es, wie sich im Laufe des Vormittags herausstellt.
Onkel: Guten Morgen, konntet ihr auch nicht schlafen?
Neffe (an mich): Ich habe Hunger. Das Frühstück war zu wenig. (verspeist eine Banane, eine Reiswaffel und rennt wieder zur Rutsche).
Mein Nachwuchs meldet sich und ich lasse ihn an die Milchbar.
(Währenddessen spielen Neffe und das kleine Mädchen bereits gemeinsam mit einem Ball)
Der Spielplatz füllt sich, kleine Kinder mit Namen, die an der Kreativität der Eltern zweifeln lassen und auf einen deutlichen Hintergrund hinweisen, tollen durch den Sand.
Mutti 1: Schantall, mach dich nicht dreckig.
Schantall hüpft freudig durch die Sandkiste und macht mit ihrem Bruder, Kevin der Zweite, eine Sandkuchenschlacht.
Ein weiteres Pärchen nähert sich. Joy-Sun und Zalando-Moon heißen die beiden Sprösslinge, eine kann schon laufen, Zalando-Moon liegt noch im Maxi-Cosi. Die Eltern, beide in Jogginghose und ausgeleierten Shirts, setzen sich auf eine Bank, zünden sich beide gleichzeitig eine Zigarette an, pusten den Rauch genüsslich Richtung Nachwuchs und der stolze Papa macht sich eine Guten-Morgen-Bierbüchse auf.
Neffe: Ich hab HUUUUUUUNGER! (gleichzeitig öffnet der die Tupperdose und bietet seiner neuen Freundin eine Reiswaffel an. Dann stürmen sie in Richtung Schaukel)
Mutti 1: Kevin, komm weg von den Bäumen. Nein, nicht klettern. Schantall, raus aus dem Sandkasten. Du sollst anderen Kindern nicht die Schippe auf den Kopp hauen.
Mutti 2 kommt mit dem Kleinen Stern und der Prinzessin auf der Erbse auf den Spielplatz. Der Kleine Stern schubst sofort Schantall, die heulend zu ihrer Mutter rennt.
Mutti 1: Mutti 2, dein Kind hat meins verletzt.
Mutti 2: Der kleine Stern tut so etwas nicht.
(Beide Mütter verstricken sich eine lautstarke Diskussion und beginnen gleichzeitig, ihre Kinder miteinander zu vergleichen.
Währenddessen hat der stolze Papa seine Bierdose leer und lässt Joy-Sun damit spielen. Zalando-Moon quäkt, die Mutter steckt die Zigarette in den Mundwinkel und wiegt ihr Kind.
Neffe: Taaaaaaaaante, guck mal, wie hoch ich schaukeln kann! Kommst du mal bitte her?
Der Onkel seiner neuen Freundin kickt währenddessen einen Ball in die Luft und mein Neffe versucht, diesen von der Schaukel herab zu erwischen.
Neffe: TOOOOOOOOOOOOOR! Tante, guck mal, was ich kann! Bringst du die Reiswaffeln mit? Ich hab Hunger. Und aufs Klo muss ich auch.
Mutti 1 und Mutti 2 schreien sich mittlerweile an. Die Ausdrücke entstammen einem modernen HipHop-Song, mit denen sie sich gegenseitig betiteln. Ihre Kinder lassen sich davon nicht beeindrucken, denn alle vier spielen nun doch einträchtig im Sand. Sie bauen eine Burg mit einer großen Mauer drumherum.
Schantall: Wir müssen unsere Burg schützen, damit niemand da rankommt. Wer die Burg betreten möchte, muss erst Wegzoll bezahlen.
Mutti 1 und Mutti 2 sind immer noch in ihre Streitigkeiten verstrickt.
Neffe: Ich muss PIIIIIIIIPPPPI!!! Und Stinker muss ich auch.
Wir packen also alles zusammen, ich sammel mein eigenes Kind ein, das auf dem Rasen gerade ausprobierte, wie ein Salat aus Klee und Gänseblümchen schmeckt. Noch eine letzte Reiswaffel an die neue Freundin meines Neffen verteilt und ab geht die Lotti nach Hause.

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