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Freitag, 30. Dezember 2016

HoHoHo

Gefühlt eine Tonne Geschenkpapier, eine aufgrund der vielen Lichter eine explodierte Stromrechnung, vollgefressene Bäuche und klingelnde Ohren aufgrund der Glöckchen - das ist so eine Erfahrung des diesjährigen Weihnachtsfestes. Also prinzipiell nicht viel anders als in den vergangenen Jahren. Sicher? Nein! Auch wenn der Sommerspross bereits sein zweites Weihnachtsfest mit uns gefeiert hat - an das vom letzten Jahr wird er kaum Erinnerungen haben. Dieses Jahr hat er mitgefiebert. Jeden Tag haben wir ein Türchen im Adventskalender gemeinsam geöffnet, die darin enthaltenen kleinen Autos voller Begeisterung ausgepackt, die "Kaggaaaaaaa"-Rufe mit einem Grinsen aufgenommen und uns auf den nächsten Tag und das nächste kleine Auto gefreut. Die übrigens ich auspacken musste, während sich der Sommerspross strahlend in meinen Schoß kuschelte.Bis zum Heiligen Abend hatte er längst kapiert, dass sich in kleinen, lustig eingepackten Päckchen tolle Sachen verbergen. Als dann am 24. Dezember ein weißbärtiger Mann in einem roten Mantel und einer tiefen Stimme auftauchte und kleine Pakate aus seinem Kartoffelsack zog, hatte der Sommerspross nur noch Augen für den die Päckchen. Der seltsame Mann wurde zwar schief angeschaut, die vielen lustigen Pakete erschienen bald wichtiger. Zum Vorschein kamen unter anderem ein Feuerwehrauto, natürlich ein Bagger (Kaggaaaaaaaaa!!!) und eine Kugelbahn. Letztere bauten der Göttergatte und ich in der Nacht noch auf. Dabei stritten wir uns herrlich, wer nun was aufbauen darf, wer die erste Kugel die Bahn hinunterlaufen lassen darf und wie man die Kugelbahn nun am besten aufbaut. Man muss ja alles testen. Von der Säge schien der Sommerspross des Nachts zu träumen, denn als er morgens aufwachte, sagte er voller Begeisterung "ssssssssss" und machte dazu eine Sägebewegung. Also nix wie los, aufstehen und möglichst noch im Schlafanzug ins Wohnzimmer. Uhrzeit? Egal, es wird gespielt. Mama und Papa können sich ja am Kaffee festhalten. Nach drei Tagen Weihnachten war es dann aber auch wieder genug. Endlose Völlerei, weitere Päckchen, Verwandtschaftsbesuche und - dem Protest meines Göttergatten sei Dank - keine seltsamen Lieder vor dem Essen. Ab und zu wurde auch der Weihnachtsbaum vom Sommerspross umdekoriert. Soll heißen: Kugeln abhängen, Pferdchen an einen anderen Zweig (versuchen zu) hängen und immer wieder voller Begeisterung vor der Lichterkette stehen und "Kerze" rufen. Schön war es, aber zum Glück ist Weihnachten nur einmal im Jahr...

Dienstag, 20. Dezember 2016

Der Kaggaaaa-Infekt

Es ist passiert. Wir haben " Kaggaaaaa". Aufgetreten sind die ersten Symptome, als im Oktober unser Garten angelegt wurde. Seitdem befinden wir uns in einer kontinuierlichen Steigerung der Symptome. Die äußern sich vor allem bei kleinen Jungen, aber auch Mädchen sind nicht vor dieser Art von Infektion gefeit. Wovon ich spreche? Vom Bagger-Virus. Drei Wochen lang klebte der Sommerspross jeden Tag am kleinen Fenster hinter dem Küchentisch, balancierte auf dem Fensterbrett (jaaaa, bei geschlossenem Fenster), klammerte sich an den Fenstergriff und beobachtete, wie der "Kaggaaaaaa" bei uns im Garten wütete. Er wachte morgens auf, hörte von draußen das Knirschen, Rumpeln und Brummen des Baggers und es gab kein Halten mehr. Schon mal probiert, ein Kind anzuziehen oder gar die Windel zu wechseln, wenn es "Kaggaaaaaa" gucken möchte? Eben, dann versteht ihr ja meine Schweißausbrüche. Jedenfalls - eines schönen Samstags war unser Garten fertig und der Bagger rollte von dannen. Vergessen ist er natürlich nicht. Immer wieder klettert der Sommerspross auf die Küchenbank, zieht sich am Fenstergriff hoch und schaut in den Garten. Auf der Suche nach dem Bagger! Seine kleine Bibliothek hat sich neben Bobo Siebenschläfer und Apfel, Keks und Kuschelhase um einige Fachbücher erweitert, die für  Einjährige unerlässlich sind: Meine ersten großen Fahrzeuge, Mein erstes Fahrzeugebuch, Fahrzeuge,... ja, man kann sagen, wir haben eine kleine Fachbibliothek für Einjährige mit Schwerpunkt Automobilindustrie. Dann die großen Wimmelbücher - stundenlang sitzen wir da, wälzen die Bücher und fachsimpeln über die Fahrzeuge. "Kaggaaaa" natürlich, "Dakto" und "Kraaaaaa" - die Begeisterung ist ungebrochen. Die Worte funktionieren in jede Tonlage und je nach Ekstase und Begeisterung übeschlägt sich sogar die Stimme. Traut man sich, mit dem autoverrückten Sommerspross einen Spaziergang zu machen, empfiehlt es sich, die benachbarten Baustellen aufzusuchen. Sollte zufällig noch ein Café in der Nähe sein, wird der Sommerspross in den Hochstuhl gesetzt, guckt mindestens eine halbe Stunde "Kaggaaaaa" und die Mama kann in der Zeit sogar entspannt einen Kaffee trinken. Der Kaggaaaaa-Virus wird mir immer sympathischer! Die Großbaustelle in Heilbronn ist ebenfalls toll. Für Autofahrer vielleicht weniger, aber für Kinder? Ein Traum! Wenn uns mal langweilig ist, fahren wir einfach nur die Baustelle für die Bundesgartenschau 2019 hoch und runter - das Kind ist begeistert. Kaggaaaa ist aber auch noch ein Synonym für unseren Staubsauger. Aus verständlichen Gründen (jeder, der ein Kleinkind hat, weiß, was ich meine) wohnt der Staubsaugerroboter mittlerweile auf dem Klo. Sollte ich tagsüber mal ein dringendes Bedürfnis haben, rennt mir der Sommerspross in affenartiger Geschwindigkeit hinterher und brüllt "Kaggaaaaaa". Wild gestikulierend zeigt er auf den Staubsauger und bedeutet mir, das der jetzt bitte saugen soll. Auf Diskussionen wie "Wir haben heute morgen gesaugt" geht er nicht ein. Bestimmt liegen irgendwo wieder Krümel rum, man weiß es nicht. Der Kaggaaaaa muss jetzt fahren. Sofort! Sonst gibt es einen Schreikrampf. Alternativ lenke ich den Sommerspross mit einem Buch ab. Das große Baggerfahrerbuch oder so ähnlich. Ab und zu, wenn ich abends Ausgang habe, komme ich nach Hause und höre von unten schon das vertraute Brummen. Oben wetzt dann der Sommerspross dem Kaggaaaaa hinterher, während ein grinsender Göttergatte sehnlichst darauf wartet, dass ich die nächste Baggerschicht übernehme. Kaggaaaaaaaaaaaaa!

Freitag, 9. Dezember 2016

Karussel und Kinderpunsch

Bei all der ganzen Weihnachtsstimmung habe ich etwas absolut wichtiges vergessen: die Weihnachtsmärkte! Unter Mistelzweigen spazieren gehen, leckere Maroni mampfen, Glühwein trinken und liebevoll handgearbeitete Weihnachtsgeschenke kaufen. Jaja, so sieht es in den Fantasien von Eltern aus. Nach dem Besuch von drei Weihnachtsmärkten in diesem Jahr (und es sind noch einige Tage bis Heiligabend), haben wir die erstem Fehler verbessert und sind zu grandios organisierten WeihnachtsmarktMitKindBesuchern geworden. Beispiele gefällig?
Der erste Weihnachtsmarkt war die Hölle. Ich hätte mir ja denken können, dass der Sommerspross bei so vielen fremden Menschen, die ihm abwechselnd die Mütze auf dem Kopf neu sortieren wollen, dutzidutzi machen oder einfach nur doof starren, die Krise bekommt und lieber auf dem Arm getragen wird als im Buggy zu sitzen. Wohlgemerkt: nur auf meinem Arm. Der wahrscheinlich bequemere und kräftigere Arm eines Onkels, der dabei war, wurde konsequent abgelehnt. Den Buggy haben wir also lediglich als Rammbock benutzen können. Nun gut, hat seinen Zweck damit auch erfüllt. Auf die Frage, ob der Sommerspross eigentlich auch Glühwein in seiner Tasse hat, antwortete meine Freundin, die dabei war: "Ja klar. Dann schläft er besser." Ich verbesserte sie und ergänzte, dass es Feuerzangenbowle sei. Großes Gequengel gab es am Karussel. Nicht nur, dass unsere Ohren mit Weihnachtsliedern vom Allerfeinsten gefoltert wurden, nein, der Sommerspross wollte unbedingt mitfahren. Nächstes Jahr, versprochen (dann kann er alleine fahren und wir trinken einfach, bis wir uns auch im Kreis drehen). Auf dem zweiten Weihnachtsmarkt hatte der Sommespross schon mehr Spaß. Mit großer Freude rannte er über eine aufgebaute Bühne, ich natürlich immer hinterher, Bühen hoch, Bühne runter, hinter die Hütte, wieder nach vorne. Als dummerweise ein Musiker seine Equipment aufbauen wollte, war der Spaß zuende. Nein, ich schlage mein Kind nicht, liebe andere Besucher. Er brüllt nur so, weil er seinen Willen nicht bekommt. Nehmen Sie doch Oropax, das soll helfen. Mit einer Waffel konnte ich ihn dann für einen Augenblick wieder besänftigen, der Kinderpunsch aus der Tasse (ganz wichtig! Nicht die doofe Flasche, nein eine Tasse muss es sein) tat sein übriges. Nach einer Stunde hatte er die Schnauze voll vom Gewimmel und wir traten den Heimweg an. Für den dritten Weihnachtsmarkt waren wir noch besser vorbereitet. Mit dabei: Sommerspross, meine Wenigkeit, eine Freundin sowie ihre kleine Tochter. Anfangs saß der Sommerspross im Buggy. Als ihm das Gewimmel der Leute zuviel wurde, die heiße Schokolade (mit Sahne!) leer war und er auch nicht mehr umherlaufen wollte, wechselten wir einfach durch: Sommerspross in die Trage auf den Rücken, das andere Mädchen mit den numehr müden Beinchen saß strahlend im Buggy und mampfte Nutella-Crêpes. Dazwischen immer wieder das begeisterte "Da" des Sommesprosses, wenn er einen Bagger, Kran oder eine Taube gesehen hat. Vor lauter Freude rammte er mir dann jedes Mal zappelnd die Beine in die Seite. Gelobt sei die dicke Winterjacke! Für uns war das der erfolgreichste Markt: jeder was gegessen und getrunken, im Kitsch herumgewühlt, schräge Weihnachtslieder eines einsamen Trompeters gehört, die Finger ein wenig eingefroren und nach eineinhalb Stunden Lichterglanz und besoffener Fröhlichkeit der anderen Besucher suchten wir als Weihnachtsmarktvollprofis entspannt das Weite.